Dr. Andreas Prüfer
Ausführliche Fassung des Textes aus dem Magazin BewegtBerlin, Nr. 5 (September/Oktober 2023)
Zur Person
Der ehemalige Bezirksstadtrat Dr. Andreas Prüfer (64) ist Präsident des SV Lichtenberg 47 e.V. Gegründet 1947 bietet der Verein seinen 1.300 Mitgliedern (davon 281 im BTFB) im Bezirk Lichtenberg Sportangebote in den 10 Abteilungen Fußball, Boxen, Tischtennis, Kegeln, Sportakrobatik, Fitness/Aerobic, Gymnastik, Turnen, Line Dance und der Allgemeinen Sportgruppe.
Der SV Lichtenberg 47 hat im Jahr 2022 sein 75-jähriges Bestehen gefeiert. Fast 1.300 Mitglieder spielen in allen Altersklassen Fußball, sie boxen international erfolgreich, sie kegeln, turnen, spielen Tischtennis oder tanzen beim Line Dance, machen Sportakrobatik, Aerobic und Gymnastik oder halten sich in Freizeitsport fit. Bei uns wird vom vierten bis zum neunzigsten Lebensjahr von Kindern, Jugendlichen, Frauen und Männern Sport gemacht. Der Verein ist vor allem in Lichtenberg, Hohenschönhausen und Marzahn präsent, die Kegler spielen in Schöneweide. Wir bieten ein breitensportliches Angebot genauso wie ein erfolgreiches leistungsorientiertes Training.
Der Verein ist sozial engagiert, ob bei der Unterstützung Bedürftiger oder bei Aktivitäten im Kiez vom Kindergarten-Sportfest bis zum Martinsumzug. Sein jährliches Stadionfest ist ein Markenzeichen im Kiez und offen für jede und jeden.
Lichtenberg 47 ist ein traditioneller Sportverein mit moderaten Mitgliedsbeiträgen und sportartenorientiert organisiert. Wir setzen auf Teams, Wettkämpfe, bieten aber auch Gesundheitssport. Uns ist das Vereinsleben, die Gemeinschaft wichtig. Unsere Angebote sind nicht teuer, wir ermöglichen Sport für Viele. Ob das kommerzielle Anbieter oder Urban Sports-Vermittler so bieten, kann ich nicht sagen. Wir werden aktuell auch kostenlose Angebote für unorganisierten Sport (auf einer neuen Sportanlage an unserem Stammstadion) oder “Schnuppertrainings“ niedrigschwellig anbieten.
Worauf wir stolz sind: Die „Erste“ der Fußballer hat von 2019 – 2023 in der Regionalliga gespielt. Das war für einen Amateurverein eine großartige sportliche und organisatorische Leistung, die nur mit dem Ausbau unseres traditionsreichen Stadions, der „HOWOGE Arena Hans Zoschke“ durch den Bezirk Lichtenberg und mit Unterstützung des Senats gelingen konnte. Dass nun leider kleinere Liga-Brötchen gebacken werden, tut dem Erfolg keinen Abbruch.
Aber auch im Tischtennis und Kegeln sind wir erfolgreich von der Landes- bis zur Bundesliga. Die Boxerinnen und Boxer haben über die Jahre Olympiateilnehmer und Europameister in ihren Reihen gehabt. Sportlerinnen des Vereins nahmen an der Welt-Gymnaestrada 2023 in Amsterdam teil.
Wir haben mit einer Parkinson-Gruppe im Tischtennis ein einzigartiges Angebot für Menschen mit Behinderungen.
Aktuelle Probleme: Die ehrenamtliche Verwaltung eines so großen Vereins, mit ideellem Bereich und wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb – mit wenigen Minijobs und einem Jobcenter geförderten Platzwart - hat Grenzen. Steuerberatung und Finanzamtstermine, um etwa zu erklären, dass Vereinsveranstaltungen nicht kommerziell, sondern spendenfinanziert sind, strengen an. Hier bräuchte es – bei aller Professionalität der Verantwortlichem - tägliche Präsenz von ein bis zwei „Festen“, was aber aus dem Etat nicht zu stemmen ist. Die LSB-Förderung für „Verwaltung“ ist hilfreich, aber reicht natürlich nicht.
Und: Die Kapazitäten der Sportanlagen in den Bezirken begrenzen uns da und dort bei der Aufnahme neuer Mitglieder. Und leider fehlen oft auch Übungsleiter*innen und Trainer*innen.
Die größten Herausforderungen: Wie oben gesagt: Wir brauchen 1. eine stabile Verwaltung mit mehr aktiven Mitstreiter*innen – ob Ehrenamtliche oder auch mal richtig angestellt – und 2. genügend Übungsleiter und Sportstätten, um die Nachfrage zu befriedigen.
Wir suchen aktiv nach finanzieller Unterstützung und sprechen aber natürlich auch weiter mit ganz vielen Menschen, um sie für das Ehrenamt zu begeistern.
Wichtige Themen für die künftige Entwicklung: Stabile Mitgliederzahlen, attraktive Sportstätten, stabile finanzielle Unterstützung, Sponsoring im Leistungssport.
Für unsere jungen Mitglieder versuchen wir, unsere Angebote modern und nachvollziehbar zu vermitteln, d.h. Präsenz in sozialen Medien, gute Ausstattung der Teams, enge Verbindung und aktuelle Information über „Marken“ des Vereins, wie etwa die 1. Fußballmannschaften der Frauen und Männer. Aber natürlich gibt es auch viele Angebote für Kinder in allen Sparten, Trainingseinheiten im „großen Stadion“ für die Kleinsten, Schul-AGs, Ferien-Camps, unser Stadionfest mit Kinderwettkämpfen und Bühnenauftritten der Jüngsten, Weihnachtsturnen, Fanartikel u.v.a.m.
Die Fachverbände sollten Lobbyisten für eine unmittelbarere finanzielle Unterstützung der Vereine sein. Denn bei aller alle wichtigen und richtigen Würdigung von Ehrenamt, ein großer Verein ist nicht (nur) nebenbei zu führen.
Mein persönlicher Wunsch für die Zukunft unseres Vereins - dass junge Menschen ihren Enthusiasmus beim Engagement für den Verein und den Sport nicht verlieren.
Foto: privat
