Mentaltrainer Bruno Hambüchen

 

An welches Ereignis mit Fabian erinnern Sie sich besonders gern, an dem Sie als Mentaltrainer ihren Anteil hatten?


Es sind zwei Ereignisse: Das Spektakulärere ist die olympische Goldmedaille in Rio 2016, die seiner Laufbahn die absolut verdiente Krone aufgesetzt hat, vor allem wenn man weiß, wie seine Chancen in Folge der Schulterverletzung/Trainingsausfall usw. standen.


Er hat seinen Traum nicht aufgegeben, und ich bin zugegeben stolz darauf, dass ich mich speziell in dem Zeitraum zwischen Qualifikation und Finale als Gesprächspartner nützlich machen konnte.


Eine andere Situation geht mir persönlich aber noch mehr unter die Haut, obwohl sie weniger Ergebnisspektakulär war:


Fabian hatte sich beim Podiumstraining der Weltmeisterschaft 2009 in London verletzt - Bänderriss linker Fuß. Nun saßen wir nebeneinander unter den Zuschauern, um den Wettkampf zu verfolgen, als ich merkte, dass er zunehmend unruhiger wurde, um dann aufzustehen und sich gequält mit den Worten zu verabschieden: „Ich gehöre hier (Zuschauerbänke) nicht hin, ich gehöre da unten (Wettkampffläche) hin, das halte ich nicht aus. Ich gehe jetzt ins Gym, da kann ich zumindest den Oberkörper trainieren.“


Traurigkeit, Hilflosigkeit und abgrundtiefe ohnmächtige Wut auf diese Situation waren ihm ins Gesicht gemeißelt. So sehr, dass meine innere Stimme mir sagte, "das könnte noch mal für irgendetwas nützlich sein."


Ich schaute ihm in die Augen und forderte ihn auf: "Merke dir dieses Gefühl!" - "Wie bitte…?!“ ...Und ich wiederholte: "Merke dir dieses Gefühl“.


"Da kannst Du einen drauf lassen", war die Antwort, und dann ging er.


Drei Jahre später:


Nach Verletzung, Operation, Reha, Trainingsrückstand aufholen nun die Deutsche Meisterschaft und gleichzeitig Qualifikation für den Olympiakader. Kritische Situation in der Nationalmannschaft, ernüchternde Haltung des Deutschen Turner-Bundes...


Drei Minuten vor seiner ersten Übung winkt er mich heran. Er hat die Nase so was von voll, ist innerlich auf dem Tiefpunkt und will am liebsten weg. ALARM!!


Und dann kommt mir die Erinnerung: „KANNST DU DICH NOCH AN DAS LONDON FEELING ERINNERN?" höre ich mich sagen. Durch seinen verwunderten Blick kann man es in seinem Kopf förmlich klicken hören. Einundzwanzig, zweiundzwanzig… und dann schießt etwas aus seinen Augen, was ich mein Leben nicht vergessen werde: Eine Terminator-artige Entschiedenheit in der Intensität und Unaufhaltsamkeit einer Abrissbirne mitten im Schwung! Gänsehaut pur!


Er geht los und er holt sich den Deutschen Mehrkampftitel plus die Einzeltitel an Boden und Reck - und ist für Olympia qualifiziert. BACK ON STAGE!


PUH!!


Und bei der folgenden Olympischen Spielen in London passierte auch etwas absolut Unvergessliches, eine Geschichte, die sehr beeindruckend illustriert, was Mentalcoaching bedeuten kann. Aber die lest ihr besser im Original in seinem Buch "Den Absprung wagen" nach. Bleibt cool!!


Foto: minkusimages.de


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