Anke Bunse

Ausführliche Fassung des Textes aus dem Magazin BewegtBerlin, Nr. 1 (Januar/Februar 2021)

 


Zur Person

Anke Bunse (43) ist Diplom-Sportwissenschaftlerin, Rehasport-Trainerin im Sport- und Gesundheitspark Berlin.  Ihr Schwerpunkt als Trainerin liegt auf dem Rehasport Orthopädie und Herzsport, außerdem liegen ihr Themen wie Beckenbodentraining und Krebsnachsorge besonders am Herzen.

 


Die meisten merken erst, wie wichtig Gesundheit ist, wenn sie krank sind. Doch Gesundheit ist mehr als die Abwesenheit von Krankheit. Die Weltgesundheitsorganisation definiert Gesundheit als „Zustand vollkommenen körperlichen, mentalen und sozialen Wohlbefindens“. Mir gefällt an dieser Gesundheitsdefinition vor allem, dass statt irgendwelcher medizinischen Ideal- oder Messwerte das subjektive Wohlbefinden betont wird. Ebenso entspricht es meiner Auffassung von Gesundheit, dass außer den körperlichen auch die sozialen Aspekte im Leben wichtig sind. Gesundheit ist also nicht nur die Abwesenheit von Krankheit, sondern schließt auch ein erfülltes Leben, einen passenden Beruf, harmonische Beziehungen zu anderen Menschen und damit Glücklichsein und Zufriedenheit mit ein.


Bei mir steht die Gesundheit ziemlich weit oben in der Wertehierarchie – ich treibe seit meiner Kindergartenzeit Sport, interessiere mich für gesunde Ernährung und spätestens seit meinem Sportwissenschaftsstudium auch für die psychische und soziale Gesundheit. Oft erkennt man den hohen Wert der Gesundheit erst dann, wenn man selbst von einer Krankheit, ob physischer oder psychischer Natur, betroffen ist. Dies hat sich stark nach meiner Brustkrebserkrankung herauskristallisiert.


Ganz praktisch bedeutet Gesundheit für mich, im Einklang mit den eigenen Werten zu arbeiten und zu leben, Qualitätszeit mit Familie und Freunden oder bei einem Hobby zu verbringen, regelmäßig durch die Natur zu laufen, ehrenamtlich tätig sein und auch mal eine Schokomousse mit frischen Himbeeren zu verspeisen.


Da ich das Glück habe, den Tegeler Forst gleich um die Ecke zu haben, versuche ich jetzt im Lockdown mindestens zwei Mal pro Woche für etwa eine Stunde strammen Schrittes durch den Wald zu walken und sonst so oft wie möglich meine Besorgungen oder den Arbeitsweg mit dem Fahrrad zu bewältigen. Der Sport Gesundheitspark Berlin hat bereits zu Beginn der Corona-Krise reagiert und für seine Mitglieder ein tägliches Online-Live-Training zu verschieden Themen geschaffen. So sportle ich an mindestens zwei Tagen in der Woche in meinem Wohnzimmer mit den Teilnehmern zusammen im virtuellen Gymnastikraum. Regulär hat der Sport-Gesundheitspark Berlin verschiedenste indikationsbezogene Sportangebote im Programm, vom Herz- und Lungensport über Medizinisches Krafttraining bis hin zur Rückentherapie. Aber auch für die Zeit nach dem Rehasport kann es bei uns weitergehen – mit einer Vereinsmitgliedschaft halten sich unsere Mitglieder in Trainingsgruppen wie dem Gesundheitstraining, der Wassergymnastik oder dem SenTis-Training (Schlingentraining) gesund und fit.


Für mich ist das Einfühlungsvermögen eine der wichtigsten Kompetenzen als Trainer. Ich arbeite mit den verschiedensten Menschen zusammen, und alle haben ihre individuellen Sorgen und Beschwerden bzw. Vorerkrankungen. Diese müssen vom Trainer ernst genommen werden, so dass die Teilnehmer Vertrauen aufbauen können und das Gefühl vermittelt bekommen, dass ich ihnen wirklich helfen kann.


Momentan ist nur ärztlich verordneter Sport erlaubt, das heißt Rehasport. Die Gruppen sind auch kleiner als sonst, damit die Abstands- und Hygieneregeln eingehalten werden können. So bekommt aber auch jede und jeder Einzelne noch mehr Aufmerksamkeit. Es ergeben sich oft kleinere Zeitfenster für ein persönliches Training und gemeinsam trauen sich meine Rehasportler auch mal, aus ihrer manchmal sehr starren Komfortzone herauszukommen und fassen wieder neues Vertrauen in ihren Körper. Die Situation hat also durchaus auch Vorteile, wie ich finde.


Das Fortbildungsprogramm des BTFB und ist toll und sehr vielseitig, Kienbaum ist für mich das Highlight. Die Workshops sind kurz, knackig und sehr kompetent gehalten und auch so vielschichtig, dass ich noch nie enttäuscht wurde. Ich belege auch immer sehr gerne die mir noch unbekannten Themen, abseits der „Mainstream“ Angebote.


Wir sind wirklich ein sehr großer Verein und ich finde es super, dass so viele Trainer aus unterschiedlichen Bereichen und mit verschiedenen Schwerpunkten bei uns unterwegs sind. Ich muss sagen, dass es eigentlich immer einen ständigen Austausch unter uns Trainern gibt, dass richtig gut kontrovers über neue Trainingsmethoden oder auch nur über die Anschaffung neuer Kleingeräte diskutiert wird. Da fließt so viel Wissen aus dem riesigen Kosmos der Trainingswissenschaften zusammen, und das ergänzt die Fortbildungsangebot natürlich auch nochmal auf normaler Arbeitsebene.


Derzeit fehlt mir die taktile Korrektur sehr, es kribbelt mir richtig in den Fingern! Aber ganz wichtig ist mir, dass die soziale und manchmal auch sehr kommunikative Komponente vor und nach einer Gruppenstunde wieder stattfinden kann und wir auch wieder ein Geburtskind hochleben lassen dürfen. Dieses Zusammensein und der Austausch sind in unserem Bereich mindestens so wichtig wie der Sport selbst.

 


Foto: Sport-Gesundheitspark Berlin e.V.


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