Ein grandioses Feuerwerk aus Licht, Musik und Bewegung

Datum: 22.01.2018

Es ist eine Show des Crossover, davon war nahezu jeder der anwesenden Zuschauer überzeugt. Das Feuerwerk der Turnkunst überzeugte am 21. Januar 2018 in der nahezu ausverkauften Mercedes-Benz Arena vor 17.500 Zuschauern mit einer grandiosen Vorstellung zu seiner 31. Auflage. Mit einer Mischung aus vielerlei Genres – sowohl musikalische als auch sportliche – gepaart mit einer neuartigen Projektionstechnik sowie Live-Musik, die ihresgleichen sucht, ist es dem Team um Regisseurin Heidi Aguilar und Produktionsleiter Wolfram Wehr-Reinhold gelungen, eine besonders vielseitig-spektakuläre und zugleich harmonische Show auf die Beine zu stellen.

 

Ein Musiker, der inmitten der Turner und Artisten als Ein-Mann-Band umherschreitet. Eine Geigerin im weißen Ballerina-Dress. Ein Schweizer, der mit einem roten Rucksack und einer kindlich-naiven Neugier mit Witz gespickte und zugleich tiefgründige Gedanken formuliert. Zartes, farbenfrohes, in unterschiedlichen Formen projiziertes Licht. Weltmeister, Olympiateilnehmer, Profi-Artisten und -Bewegungskünstler. Was AURA von der ersten Darbietung an auszulösen vermag, ist nur sehr schwer in Worte zu fassen. Denn Erwin aus der Schweiz trifft mit seiner Feststellung „wenn Turnen einfach wäre, würde es Fußball heißen“, den Nagel auf den Kopf und nimmt schon zu Beginn der zweieinhalbstündigen Show vorweg, was spätestens beim Finale jedem einzelnen der Zuschauer bewusst geworden sein müsste. Das, was die Weltklasse-Turner, -Artisten und -Akrobaten in die Halle zaubern, ist alles andere als einfach, obwohl einige Darbietungen zuweilen durch ihre scheinbare Leichtigkeit zu begeistern wissen. Andere hingegen machen das Publikum vor lauter Staunen atemlos. Und erst die vielfältigen Verknüpfungen von Einzelartisten mit dem Feuerwerk der Turnkunst Showteam, die Live-Musik von Ryk und Geigerin Ruth, die teils farbenfrohe und immer gefühlvolle Projektion auf die hallenhohen Gazen lassen das Ensemble zu einem vieldimensionalen großen Ganzen verschmelzen.

 

Dieses Ganze wiederum besticht durch viele Gegensätze. Das Duo Bazaliy schwingt hoch unter dem Hallendach mit größter Eleganz am Trapez und lässt sich in der nächsten Sekunde todesmutig in die Tiefe fallen. Auf dem Schwebebalken herrscht die Anmut zarter Turnerinnen, und mittendrin turnt ein Mann elegant über das schmale Gerät. Das Duo Unity überrascht am Cyr-Wheel mit rasanter Romantik und Positionswechseln, die mit den Augen kaum zu verfolgen sind. Turner Andreas Toba und Rhythmische Sportgymnastik Daniela Potapova berühren mit ihrer Liebesgeschichte am Pauschenpferd. Und schließlich erzählen ArtCore – kraftvolle Breaker in Kombination mit der eleganten Artistin Lea Hinz am Luftring – mit einer kreativen und neuartigen Choreografie eine extrem ausdrucksstarke Geschichte. Crossover im wahrsten Sinne des Wortes.

 

Das Feuerwerk der Turnkunst macht seinem Namen in diesem Jahr wieder einmal alle Ehre. AURA schafft es insbesondere mit Hilfe der Projektionstechnik von Frieder Weiss ein Feuerwerk nach dem anderen zu zünden. Seien es die wunderschönen auf die Gazen projizierten Bewegungen der Turner und Artisten, oder auch die beeindruckenden Jonglage-Künste von Jonglissimo. Die vier Meister der Keulen werfen ihre leuchtenden Handgeräte nicht nur in wahnwitzigem Tempo in die Luft, die Flugbahnen dieser Keulen werden durch die Projektion zudem nachhaltig sichtbar gemacht und schaffen mitten im Raum ein mehrdimensionales Lichtfeuerwerk.  

 

Und wer glaubt, dass diese unfassbaren Licht-, Bewegungs- und Musikelemente der AURA Tournee 2018 eigentlich kaum noch zu toppen sind, der wird von den dänischen Tumblern Motus & Friends schließlich vollends von den Sitzen gerissen. In einer höchst spektakulären, etwas martialisch anmutenden Darbietung mit dem Schleuderbrett sowie dem abschließenden Bewegungs-Feuerwerk mit halsbrecherischen Salti und Überschlägen auf dem AirTrack bringen sie die Halle schließlich zum Kochen. Lang anhaltende Standing Ovations sind schließlich im Finale der Show der verdiente Lohn.

 

Eines steht nach dieser äußerst gelungenen Vorstellung unumstößlich fest: Die Verknüpfung von unfassbaren Dimensionen, melodisch-organischen Klängen und vielfältigen Farbkombinationen mit atemberaubenden Bewegungskünsten, die in ihrer Gegensätzlichkeit unfassbare Weltneuheiten präsentieren, lassen die diesjährige Show des „Feuerwerk der Turnkunst“ mehr denn je wie aus einem Guss erscheinen.  

 

Heike Werner