Interview mit Claudio Preil

Bewegt bleiben und nach vorn schauen

 

Zur Person

Claudio Preil, Geschäftsführer des BTFB, 47 Jahre, Berliner Freunde des Turnens (und B.G. Zehlendorf), Bankkaufmann, Diplomkaufmann, verheiratet, 2 Kinder


Claudio, 2022 war allseits ein schwieriges Jahr mit großen Herausforderungen. Wie fällt vor diesem Hintergrund die Bilanz des BTFB aus?

2022, war tatsächlich ein Jahr mit vielen Herausforderungen und emotionalen Berg und Talfahrten. Letztendlich würde ich aber eine durchaus positive Bilanz ziehen. Wir konnten viele Weichen stellen, um als Verband für die Zukunft gut aufgestellt zu sein. Sicherlich sind viele Prozesse noch nicht abgeschlossen oder stehen noch am Anfang, aber der Weg ist bereitet und wir wissen, wo wir hinwollen und zumeist auch wie. Letztlich blicken wir auf ein Jahr zurück, in dem wir viel Live-Sport treiben, sehen und erleben durften. Das ist gut und wichtig. Schließlich wollen und müssen wir die Menschen bewegen. Dass dies im Jahr 2022 so großartig geklappt hat, ist vor allem ein Verdienst unserer Vereine und den vielen ehrenamtlichen und hauptberuflichen Personen, die in ihren Vereinen und bei uns im Verband alle Energie darangesetzt haben, organisierten Sport möglich zu machen. Ich möchte diese Stelle auch gleich nutzten, um mich für dieses großartige Engagement zu bedanken. Das wir sehr wahrscheinlich auf eine positive Mitgliederentwicklung schauen können, ist ein weiteres Ergebnis dieser Arbeit. Jetzt ist es an uns, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zusammen zu bringen, um die größten Probleme des organisierten Sports, Infrastruktur und Personal, anzugehen und hier Lösungswege anzubieten.


Welche Highlights gab es dabei aus deiner Sicht?

Hier sind sicherlich die Finals, die Award-Veranstaltung am Kleinen Wannsee und auch Kienbaum als absolute Highlights zu nennen.

Die beiden Klausurtagungen waren neben der Arbeit in der Satzungskommission wichtige Momente oder Formate, die die Arbeit und Ausrichtung des Verbandes in den nächsten Jahren beeinflussen werden. Auch die Zusammenarbeit mit den Vereinen inklusive der erstmals aufgenommenen Austauschrunden mit den Mittel- und Kleinvereinen sind hier ebenfalls zu nennen.

Sehr emotionale Momente waren die Abschiede von unseren beiden Ehrenmitgliedern Dieter Pischning und Joachim Günther, die uns über so lange Jahre begleitet und den Verband mit ihrem Engagement sehr geprägt haben.


Worauf ist der BTFB besonders stolz, etwas erreicht zu haben?

Neben dem oben schon erwähnten ist hier sicherlich das neue Corporate Design zu nennen. Hier ist es gelungen einen mutigen Schritt zu gehen, der dem Verband optisch ein eigenes, modernes und zu den inneren Werten passendes Bild gibt. Wir konnten Tradition und Innovation so vereinen, wie es im BTFB schon lange gelebt wird.


Eine Stärke unseres Verbandes ist die Netzwerkarbeit. Was hat sich diesbezüglich in diesem Jahr getan?

Das Turner immer am Puls der Zeit sind, ist ja nichts Neues. Wichtig dafür ist eine gute Vernetzung innerhalb und außerhalb der Turnerbünde. In diesem Jahr haben wir sowohl auf der ehrenamtlichen wie auch hauptberuflichen Ebene die bestehenden Netzwerke weiter gestärkt und neue geknüpft. Sei es durch Mitarbeit und Austausch im DTB und seinen Landesturnverbänden, dem engeren Zusammenrücken mit Berliner Fachsportverbänden oder Bezirkssportbünden, wie auch natürlich intensiv mit dem Landessportbund Berlin auf vielen Ebenen. Auch die bereits erwähnten Sitzungen mit unseren Vereinen sind ein wichtiger Baustein in unserer Netzwerkarbeit. Nachdem schon fast traditionell viele BTFB-Gremienmitglieder den Schritt in den Deutschen Turner-Bund oder die Deutsche Turnerjugend gegangen sind, haben wir natürlich mit der Wahl unserer Präsidentin in das LSB-Präsidium eine weitere sehr gute Verknüpfung auch auf lokaler Ebene, die uns sicherlich weiter hilft für den gesamten Berliner Sport etwas zu bewegen.


In unserem Magazin spiegeln sich neben Verbands- auch aktuelle gesellschaftliche Themen wider. In diesem Jahr waren das z.B. Respekt und Kinderschutz. Wie ist die Sicht des BTFB auf diese Themen?

Respekt ist für mich der Grundstein menschlichen Zusammenlebens. Hier haben wir, wie viele andere auch, eine wichtige Vorbildfunktion, die wir auch leben, die zu unserer DNA gehört. Umso mehr hat mich die positive Resonanz auf die Ausgabe „Respekt“ gefreut, das zeigt, nicht nur wie wichtig das Thema ist, sondern, dass wir hier unseren Job anscheinend nicht ganz so schlecht machen. Da muss ich auch ausdrücklich dem BewegtBerlin-Team danken. Wir sind keine große Redaktion und trotzdem entstehen mit viel Herzblut und Kreativität jährlich bis zu 6 Magazine, die gesellschaftlich relevante Themen interessant und vielseitig beleuchten und sich daher nicht nur für Verbandsmitglieder zu lesen lohnen.


Ein wichtiger Teilbereich bei der ganzen Respekt-Thematik ist natürlich auch der Kinderschutz in all seinen Fassetten. Gerade wir als Verband der Jungen und Alten müssen und wollen hier als gutes Beispiel vorangehen. Man könnte plakativ und stark vereinfacht sagen: „Kinder schützen und Respekt vor dem Alter wahren.“ Beides sind nie endende Prozesse und Bereiche, in denen wir nicht auslernen können, aber immer wissbegierig bleiben. Umso mehr freue ich mich schon auf unsere 1. Kinderschutz-Sport Konferenz am 14. Januar 2023. Hier werden wir mit Sicherheit viele Impulse bekommen, die uns einen großen Berg an Arbeit mitgeben werden. Und das ist gut.


Was steht 2023 außerdem noch an Meilensteinen an, was nimmt sich der BTFB im neuen Jahr vor?

Wir müssen nach wie vor mit den Folgen der pandemiebedingten Mitgliederverluste arbeiten und gleichzeitig den Verband in eine sichere Zukunft führen.


So werden wir die Geschäftsstelle neu strukturieren, um den aktuellen und zukünftigen Anforderungen noch besser gerecht zu werden. Das Gleiche gilt für die Verbandsstruktur. Die Arbeit der Satzungskommission wird im folgenden Jahr ihre Ergebnisse in einen neuen Satzungsvorschlag gießen. Das Ergebnis bleibt sehr spannend und ist sicherlich richtungsweisend für den Verband.


Die Kommunikation mit Ehrenamt und Mitgliedsvereinen soll in neuen Formaten noch enger werden. Und auch eine neue Webseite wird dann endlich die Lücke zwischen analogen Medien, Internet und App schließen.


Was wünschst du dir ganz persönlich für das Jahr 2023?

Ich wünsche mir ein zufriedenes Team, tolle Veranstaltungen und ganz viel glückliche Vereine, Sportlerinnen und Sportler, denen wir als Verband ein hilfreiches und gutes Dach bieten können. Und mir - mehr Zeit für die vermeidlich kleinen Dinge.


Worauf können sich die Fans von BewegtBerlin im nächsten Jahr freuen?

Die neue Webseite habe ich bereits erwähnt. Persönlich bin ich da eher ein ungeduldiger Mensch und hätte diese lieber gestern als heute an den Start gebracht. Aber natürlich wollen wir hier keine halben Sachen machen. Gerade die Verknüpfung mit der BewegtBerlin und der App sind zentrale Punkte, um eine noch bessere Plattform für unsere Themen und unsere Vereine zu sein.


Nach einigen zaghaften Versuchen wollen wir auch endlich unseren schon langen geplanten Podcast „Schnipselgrube“ umsetzten. Hier werden Sonja Schmeißer und ich regelmäßig interessante Gespräche mit bekannten und unbekannten Stimmen des Sports führen. Auch im nächsten Jahr werden wir wieder relevante und interessante Themen präsentieren, so z. B. „Inklusion“ oder auch „Zukunft der Vereine“. Sehr viel mehr will ich gar nicht verraten, es wird bestimmt noch die eine oder andere schöne Überraschung geben.

 

 

Das Interview führte Sonja Schmeißer.
Foto: Juri Reetz


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