Ingo Siebert
Fassung des Textes aus dem Magazin BewegtBerlin, Nr. 5 (Oktober/November 2022)
Zur Person
Ingo Siebert (52) ist Stadtsoziologe und Leiter der Geschäftsstelle der Landekommission Berlin gegen Gewalt.
Unserer Leitlinie ist: „Gewalt ist eine Frage des sozialen Zusammenlebens, die alle in der Stadt betrifft. Eine ‚Kultur des Hinsehens‘ versteht Gewalt als Frage des sozialen Zusammenlebens in der Stadt, die alle angeht.“
Unsere Geschäftsstelle unterstützt den Berliner Senat bei der Umsetzung des Gesamtkonzeptes „Berlin gegen Gewalt“ und entwickelt Strategien zur Prävention in spezifischen Gewaltphänomenen in der Stadt. Kinderschutz ist dabei ein zentrales Thema für die Landekommission Berlin gegen Gewalt.
Deshalb schaute unser Berliner Präventionstag (BPT) dieses Jahr auf die Verhinderung von Gewalt, der Kinder, Jugendliche und ihre Familien ausgesetzt sind und stellte die Frage, wie wir zusammen ein friedliches Miteinander gestalten können. Wir arbeiten beispielsweise mit der Kampagne „Klick Clever. WEHR DICH.“ gegen Cybergrooming mit dem Kinderschutzverein „Innocence in Danger“ und einem großen Netzwerk zusammen, um gegen sexuelle Ansprache von Kindern im Internet und Sozialen Medien vorzugehen. Die interaktive Ausstellung „Klick Clever“ sensibilisiert Kinder im Alter von 8 bis 10 Jahren für mögliche Gefahren im digitalen Raum, ohne ihnen dabei Angst zu machen. Das Angebot wurde auch vom BTFB genutzt und den Mitgliedern bekannt gemacht.
Wichtig ist uns die Mitwirkung im „Netzwerk Kinderschutz“. In diesem arbeiten wir für den Schutz Minderjähriger vor Vernachlässigung, Misshandlung, sexueller Gewalt und Ausbeutung sowie häuslicher Gewalt. Die Landeskommission Berlin gegen Gewalt hat eine Informationsseite mit „Adressen gegen Gewalt“ und einen Fonds für Betroffene extremistischer Gewalt. Alle Informationen sind unter www. berlin.de/gegen-gewalt zu finden.
Seit Jahren arbeitet die Landeskommission auch an Schutzkonzepten mit dem Berliner Fußballverband und dem Landessportbund, um Kinder vor sexuellen Übergriffen zu schützen. Dabei wurden Modellprojekte zu physischen, psychischen und sexualisierten Gewalterfahrungen und Diskriminierung im Sport gefördert.
Mit einzelnen Vereinen gibt es eine intensive Zusammenarbeit beim Thema Gewaltprävention und Sport, beispielsweise beim Projekt SPORT365 im Görlitzer Park. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit dem BTFB und stellen gerne Erfahrungen und Expertise bei der geplanten Kinderschutz-Sport-Konferenz im Januar zur Verfügung. Wir freuen uns sehr, dass der Verband hier neue Wege geht. Die Konferenz ermöglicht uns allen, die wir Verantwortung tragen, einen lösungsorientierten Austausch.
Um sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen im Sport zu verhindern, bedarf es einer gemeinsamen Verantwortung und einer umfangreichen, verbindlichen Kooperation aller Verantwortlichen, Schule, soziale Arbeit, Sportvereine und Eltern. Es gibt keinen vollumfänglichen technischen Schutz, um Gefahren im Internet wie beispielweise Cybergrooming und andere Übergriffe auf Kinder ganzheitlich auszuschließen. Deshalb unterstützen wir die Anstrengung zur Förderung der Medienkompetenz von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Der Einfluss der Digitalisierung, vor allem der sozialen Medien, auf Gesellschaft, Familien und die Erziehung von Kindern und Jugendlichen ist eine der dringendsten zukünftigen Herausforderungen. Dieser müssen wir auch mit der Bereitstellung von individuellen digitalen Angeboten begegnen.
Foto: privat