Sandra Liebender

Ausführliche Fassung des Textes aus dem Magazin BewegtBerlinNr. 4 (August/September 2022)

 


Zur Person

Sandra Liebender (36) ist im Ehrenamt Vizepräsidentin des Berliner TSC. Hauptamtlich arbeitet sie in der Projektleitung einer gemeinnützigen Stiftung mit dem Schwerpunkt „digitale Chancengerechtigkeit“.

 


Als Vizepräsidentin stehe ich im Dienst meines Vereins. Dazu gehört entlang der Satzung, die Existenz des Vereins zu sichern, diesen nach außen zu repräsentieren und im Sinne der Beschlüsse der Mitgliederversammlung zu agieren. Darüber hinaus sind meine Vorstandskolleginnen und -kollegen und ich bestrebt, den Verein weiterzuentwickeln und auf aktuelle sowie künftige Herausforderungen zu reagieren bzw. einzustellen. Ein ganz persönliches Anliegen ist mir die strukturelle Verankerung des Kinder- und Jugendschutzes im Verein, die Chancen der Digitalisierung für unsere Mitglieder, das Ehrenamt und Hauptamt nutzbar zu machen sowie das ganze Thema Ehrenamtsgewinnung.


Wir haben in diesem Jahr eine wegweisende Mitgliederversammlung durchgeführt, um den Verein für die Herausforderungen der Zukunft zu wappnen. In Folge dessen konnten wir unsere Geschäftsstelle ausbauen, die künftig unser Ehrenamt noch besser unterstützen und entlasten kann. Darüber hinaus haben wir den Kinder- und Jugendschutz in unserer Satzung noch präsenter gemacht, um damit ein Zeichen nach innen und außen zu setzen und uns noch stärker zu diesem zu verpflichten. Besonders stolz macht mich das Engagement unseres Jugendausschusses, der von Emilia Wessel, einer jungen engagierten Ehrenamtlichen geführt wird, die nach ihrer ersten Legislatur erneut den Vorsitz angetreten hat. Dieser schafft immer wieder Momente, den Verein sportartenübergreifend zu vernetzen, und Angebote für unsere jungen Sportlerinnen, Sportler und deren Familien. So geschehen mit dem BTSC-Sommercamp und unserem Sommerfest, das jetzt erst am 10. September stattfand. Darüber hinaus ist es uns nach großen Mitgliedereinbußen gelungen, Neumitglieder für den Sport und unseren Verein zu begeistern.


Die Aufgaben eines Vorstandsmitgliedes wie meine, sind eher übergeordnet und konzentrieren sich weniger auf den konkreten sportlichen Bereich. Hierfür sind in unserem Verein die Abteilungen zuständig. Aber natürlich ist es uns als Vorstand ein Anliegen, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass unsere Abteilungen ihren Sport anbieten und ihre sportlichen Ziele erreichen können. In Berlin ist dies insbesondere eine Ressourcenfrage. Es geht um Sportstätten, aber vor allem auch um qualifiziertes Personal. An beiden Bedarfen sind wir dran, führen Gespräche mit Bezirk und Senat und ergreifen Maßnahmen, um als Arbeitgeber attraktiver zu werden.


Beruflich bin ich tatsächlich nicht aus der Branche „Sport“, aber ich verantworte Projektbudgets, akquiriere Fördermittel und schaffe Bildungsangebote im Bereich der Förderung von digitalen Kompetenzen. Die Fähigkeiten und das Wissen, das ich hierbei erworben habe, kommen immer wieder im Rahmen meines Ehrenamtes zum Tragen.


Mein persönliches Ziel ist es, mit den Kinder- und Jugendschutzbeauftragen des Vereins einen Workshop durchzuführen, aus dem heraus wir die Risikoanalyse in unserem Verein starten wollen. Ansonsten werden sich die Aktivitäten bis Jahresende vor allem auf die Vorbereitung der 60-Jahr-Feier unseres Vereins im Februar 2023 konzentrieren. Ein Highlight, auf das der ganze Verein hin fiebert.


Wir leben in sehr dynamischen Zeiten mit besorgniserregenden Entwicklungen. Was wir aber insbesondere in der Corona-Pandemie gelernt haben, ist, mit kühlem Kopf und Gelassenheit sich den Herausforderungen zu stellen. Die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen mit Preissteigerungen, Klimawandel, Energiekrise betreffen die gesamte Gesellschaft. Daraus wird einmal mehr die Rolle der Sportvereine deutlich: Wir sind nicht mehr „nur“ ein Ort zum Sporttreiben, wir übernehmen eine gesellschaftliche Verantwortung! Wir sind ein Ort der Begegnungen für Menschen, die mit ganz individuellen Geschichten zu uns kommen. Wir sind ein Innovationshub für gesellschaftliche Herausforderungen wie die ausgezeichneten Projekte/Vereine bei den „Sternen des Sports“ zeigen. Neben unserem sportlichen Auftrag fördern und schaffen wir zivilgesellschaftliches Engagement, das in Krisenzeiten den Kit in unserer Gesellschaft ausmacht.


Weniger auf den BTFB allein bezogen glaube ich, dass die Verbände ihr bisheriges Wirken kritisch hinterfragen sollten. Klassische Ehrenamtsstrukturen funktionieren nicht mehr, die Vereine emanzipieren sich immer weiter und die Bedarfe sowie Ansprüche an die Verbände ändern sich. Insofern sind die Verbände gut beraten, in den aktiven Austausch mit den Vereinen zu treten, um gemeinsam die Rolle des Sports und der Vereine in und für unsere Gesellschaft zu erörtern.


Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass die Sportvereine und das Sportangebot bei den politischen Entscheidungen wenig bis keine Rolle gespielt haben. Auf der anderen Seite spielen die Vereine eine immer größere Rolle, wenn es um den gesellschaftlichen Zusammenhalt geht. Und sportliche Angebote haben einen nachhaltigen Effekt auf die Gesundheit der Menschen in unserem Land und perspektivisch auf unser Gesundheitssystem. Diese Bedeutung des Sports und der Vereine für unsere Gesellschaft muss von den Verbänden gegenüber der Politik mit Nachdruck vertreten werden.

 


Foto: Juri Reetz


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