Dr. Marion Bleß
Ausführliche Fassung des Textes aus dem Magazin BewegtBerlin, Nr. 4 (August/September 2022)
Zur Person
Dr. Marion Bleß (56) ist Vorstand der Deutschen Klassenlotterie Berlin – kurz „LOTTO Berlin“ sowie der LOTTO-Stiftung.
Was sind Ihre Aufgaben bzw. was gehört zu Ihrem Aufgabenbereich?
Wir führen bei LOTTO Berlin über 35 Millionen Spielaufträge der Berlinerinnen und Berliner durch. Dafür, dass hier kein Tipp und kein Gewinn verloren geht, stehe ich als Vorstand. LOTTO bedeutet aber auch soziales Glücksspiel, deshalb bin ich zugleich als Vorstand der LOTTO-Stiftung für die Durchführung der gemeinnützigen Förderungen verantwortlich. Um einen Eindruck von unserer Arbeit zu geben, hilft vielleicht eine Zahl: Letztes Jahr haben wir insgesamt 67,5 Millionen Euro für das Gemeinwohl in Berlin zur Verfügung gestellt. Damit sind wir einer der wichtigsten Geldgeber für gemeinnützige Projekte in Berlin.
Wenn Sie an Ihre Aufgaben und Ereignisse in diesem Jahr denken – was haben Sie bisher erreicht?
Wir haben in den letzten Jahren – zusammen mit den Lotteriegesellschaften der anderen Bundesländer – daran gearbeitet, LOTTO stets als ein zeitgemäßes soziales Glücksspiel weiterzuentwickeln und anzubieten. Dazu gehörten Themen wie eine attraktive Gewinnausschüttung und ein modernes Onlineangebot, aber auch die Stärkung des Jugendschutzes und der Suchtprävention. Wenn ich heute auf diese Arbeit zurückblicke, dann weiß ich: Wir sind für die Zukunft gut aufgestellt.
Worauf sind Sie stolz? Was bleibt unvergessen?
Bei LOTTO Berlin arbeiten rund 180 Personen. Ich denke, wir alle sind stolz darauf, dass wir auch in den Corona-Zeiten stets ein verlässlicher Förderer des Gemeinwohls geblieben sind. Denn der Bedarf an gemeinnütziger Förderung hat keine Rücksicht auf Corona genommen, die Bedürfnisse sind eher gewachsen. Das gilt für kleine Träger genauso wie für große Einrichtungen.
Woran arbeiten Sie im sportlichen Bereich gerade?
Sport ist ein Feld der zentralen Förderbereiche der LOTTO-Stiftung: So gehen 25 % unserer Förderungen an den Sport. Dabei fließen 3/5 an den Landessportbund Berlin und 2/5 an die für Sport zuständige Senatsverwaltung. Das waren letztes Jahr rund 9 Millionen Euro für den Landessportbund und rund 6 Millionen Euro für die Senatsverwaltung. Damit sind wir im sportlichen Bereich, neben zahlreichen Einzelprojekten, das starke Rückgrat des Berliner Breitensportes mit seinen zahlreichen Verbänden und Einrichtungen. Man kann also guten Gewissens sagen, dass LOTTO Berlin und der Breitensport untrennbar miteinander verbunden sind.
Was steht in diesem Herbst noch an bzw. welche Aufgaben gibt es bis Jahresende für Sie persönlich anzugehen?
Zum einen gilt es, die Neufassung des Glücksspielstaatsvertrages umzusetzen. Viele der Neuregelungen betreffen auch uns bei LOTTO Berlin und wir freuen uns, dass das gemeinwohlorientierte Glücksspiel auf diese Weise weiter gestärkt wird. Zum anderen werden sicherlich die aktuelle weltpolitische Krise und die weiterhin spürbaren Auswirkungen der Corona-Pandemie zusätzliche Herausforderungen mit sich bringen.
Machen Ihnen in Bezug auf Ihre Tätigkeit die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen (z. B. Preissteigerungen, Energiesparen, Ukraine-Krieg, Klimawandel) Sorge?
Als Unternehmen ist LOTTO Berlin von diesen Entwicklungen eher indirekt betroffen: Es gilt, vor allem die vielen der von uns unterstützten Einrichtungen in Krisenzeiten flexibel und nachhaltig zu unterstützen. So hat u. a. Corona zur Folge, dass es für Projektträger immer schwieriger wird, Sponsoren zu finden, die einer werblichen Gegenleistung bedürfen.
Wie gehen Sie in der Firma damit um?
Wenn privatwirtschaftliche Unterstützer wegfallen, dann wird der Bedarf an LOTTO-Förderungen steigen. Ich gehe also davon aus, dass das gemeinwohlorientierte Glücksspiel LOTTO sicherlich noch an Bedeutung gewinnen wird. Dafür bedarf es aber auch einer Steigerung des öffentlichen Bewusstseins, wie wichtig LOTTO für das Gemeinwohl ist und was uns von illegalen Glücksspielanbietern unterscheidet. Denn diese führen keine Abgaben an das Gemeinwohl ab und auch Suchtprävention und Jugendschutz genießen nicht den Stellenwert wie bei uns. Hier das öffentliche Bewusstsein weiter zu stärken, wird sicherlich eine unserer großen Aufgaben für die Zukunft sein.
Gibt es Ideen oder Vorhaben, die beispielhaft für andere Firmen sein könnten?
LOTTO Berlin hat einen gemeinnützigen Auftrag. Aber es würde mich freuen, wenn wir auch andere Unternehmen dazu inspirieren könnten, dem Gemeinwohl Raum bei ihrer Tätigkeit einzuräumen. Dafür gibt es zahlreiche Möglichkeiten und bereits schon tolle Initiativen.
Was wünschen Sie sich für „BewegtBerlin“? Haben Sie Ideen, Anregungen oder Kritik?
„BewegtBerlin“ macht mir selbst immer Lust auf Bewegung; ich bin mir sicher, dass es nicht nur mir so geht. Deshalb wünsche ich mir für „BewegtBerlin“, dass noch viele spannende Ausgaben folgen und dass Ihre Leserinnen und Leser Ihre Anregungen auch in die Tat bzw. „Bewegung“ umsetzen.
Foto: Juri Reetz