Esben Aalvik

Ausführliche Fassung des Textes aus dem Magazin BewegtBerlin, Nr. 3 (Mai/Juni 2022)

 


Zur Person

Esben Aalvik begeistert jährlich mit seinen Kurs-Angeboten beim GYMWELT-Kongress in Kienbaum. Der 58-Jährige ist international tätig als Trainer, Ausbilder und Presenter.

 


Was bedeutet für Sie das Wort Trend?

Wenn ich das Wort Trend höre, bin ich froh und hoffe, dass es vielleicht etwas Neues gibt. Trotzdem schaue ich mir den Trend mit etwas Skepsis an, bevor ich mir ein Urteil bilde. Ein Trend kann gut sein, vielleicht nicht direkt für mich, aber für andere.


Bedeutet Trend gleichzeitig Innovation?

Das würde ich mit Nein beantworten. Einige Trends entstanden als reine Geldmacherei und sind deswegen nicht als Innovation zu bezeichnen.


Welche Trends im Sport haben die größten Veränderungen herbeigeführt? Im Verein/Verband oder bei Ihnen selbst?

In meiner Tätigkeit als Sport- und Fitnesscoach und Berater interessiert mich der Fitnessbereich natürlich besonders. In meinen mehr als 30 Jahren als Übungsleiter hat sich dort unglaublich viel getan und er ist zu einem globalen Teil unseres Lebens geworden. Wir leben in einer Zeit mit viel Stress, Arbeit, Leistungsdruck, sowohl privat als auch beruflich. Da brauchen wir einen sportlichen Ausgleich, ob das im Verein ist, in kommerziellen Fitnessclubs, allein zu Hause oder draußen. Die Fitnessclubs haben viele Innovationen mit sich gebracht und viele Sportvereine haben diese aufgenommen und umgesetzt. Hier sehen wir hohe Mitgliederzahlen und viel Bewegung im Verein. Das, würde ich sagen, sind die Trends, die erfolgreich umgesetzt sind. Ob es reine Fitnessgeräte sind oder verschiedene Fitnesskurse wie Step Aerobic, Aerobic, Spinning/Indoor Cycle oder Ähnliches – sie haben dazu geführt, dass die Vereine wieder populär und trendy geworden sind.


Welche Trends haben Sie als letztes mitgemacht und welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?

Der letzte Trend, den ich mitgemacht habe, ist der YAB – Your Active Body. Das ist Training mit Gewichthanteln, die wie ein Bügel aussehen und, je nachdem wie sie gehalten werden, kann man das Gewicht mit einer kleinen Handbewegung um ca. 20 % mehr oder weniger ändern. Das ist sehr smart gedacht und hat sogar einen Innovationspreis bekommen. Da viele Vereine aber schon Handgewichte haben, ist es nicht immer logisch, dieses Programm auch noch einzukaufen. Starte ich aber neu, würde ich sofort dieses Konzept aufnehmen.


Welche Trends haben sich bei Ihnen durchgesetzt?

In allen diesen Jahren ist es Step Aerobic. Leider etwas rückläufig, weil sehr viele Trainer/Übungsleiter Step-Training zu einem sehr komplizierten choreographischen Trainingsformat geändert haben. Das war bestimmt von Anfang an nicht Sinn und Zweck der Idee. Ein weiterer Trend ist Spinning oder Indoor Cycle. Aber da jedes Bike relativ teuer in der Anschaffung ist, kann sich nicht jeder Verein diesen Trend leisten. Dann gibt es noch Zumba, ein Tanzformat bei dem lateinamerikanische mit weiteren Tanzstilen gemischt werden. Zumba war bis ca. 2017/2018 sehr populär, ist aber leider auch ein rückläufiger Trend.


Wie reagieren Sie auf Trends? Probieren Sie jeden Trend aus?

Wir Menschen sind ja teilweise leicht zu beeinflussen und das wissen natürlich auch die Sportgerätehersteller oder andere clevere Wirtschaftsgruppen. Wir brauchen immer etwas Neues, um die Motivation zu halten und neue Motivation zu bekommen. Da helfen neue Trends. Ich finde neue Trends generell erstmal gut. Natürlich schaue ich mir an, wie die Umsetzung ist. Ist er zum einen leicht für den Übungsleiter zu erlernen und können zum anderen die Mitglieder auch leicht mitmachen? Wie ist die Ausbildung dazu? Und nein, ich probiere nicht alles aus.


Was kann der BTFB noch tun im/für den Bereich Trendsport?

Der Verband ist ja abhängig davon, dass er gute Referenten/Ausbilder hat, die sich über Trends informieren und die Augen offenhalten und das an den Verband zurückgeben. Besonders beim GYMWELT-Kongress oder anderen Fort- und Weiterbildungen. Welche Trends im Sport vermissen Sie im Verband? Ich würde sagen, dass der BTFB ziemlich gut mit Trends aufgestellt ist. Es werden ständig neue Ideen ausprobiert und ich finde, dass der Verband immer ein offenes Ohr für neue Ideen, Trends und Formate hat. Das finde ich besonders gut und deswegen kann ich nicht sagen, dass ich etwas vermisse. Einen Trend anzubieten, muss ja von vornherein Hand und Fuß haben und umsetzbar sein.


Wo schnappen Sie Trends auf?

Heute ist es leichter solche neuen Trends über soziale Medien wie Facebook, Instagram, Tik Tok usw. zu finden. Sonst informiere ich mich, was in anderen Ländern los ist. Ich schaue, was auf verschiedenen Kongressen angeboten wird und dadurch kriege ich vieles mit.


Wie wichtig ist der alljährliche GYMWELT-Kongress in Kienbaum?

Der Kongress ist schon sehr wichtig. Im Vordergrund steht das Zusammenkommen, Kollegen und Sportskameraden treffen, Inspiration erhalten, neue Ideen bekommen, neue Trends ausprobieren, engen Kontakt zu den Dozenten haben, Fragen stellen zu können und sein Wissen zu erweitern. Ein GYMWELT-Kongress ist Gold wert. Dieses Jahr biete ich z.B. Training mit den Hanteln von YABFITNESS an.


Gibt es aktuell Sporttrends, bei denen Vorsicht geboten ist, vor denen Sie eher warnen, weil sie vielleicht eher gesundheitsschädlich sind?

Jede Sportart, jeder Trend kann gesundheitsschädlich sein, wenn man (Sport-)Regeln nicht respektiert und vielleicht mit den eigenen körperlichen Voraussetzungen nicht in der Lage ist, das auszuführen. Zurzeit gibt es aber keine solchen Trends. Jeder Mensch sollte aber seine eigenen Grenzen kennen. Das ist ein Punkt, der mich am meisten stört. Viele schreien laut rum, wie schlecht eine Trendsportart ist nur. Nur, weil sie sich selbst überschätzt haben oder das Programm aufgrund fehlender Schulung nicht verstanden haben. Alle Trends, neue Formate und Konzepte haben ein Recht darauf, angeboten zu werden. Ob das dann für alle geeignet ist, ist eine ganz anderen Frage. Die Trends sorgen für Entwicklung und Kreativität bei uns und das ist schön und gut.

 


Foto: privat


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