Interview mit Deniz Aytekin

Respekt ist alles

 

Zur Person

Deniz Aytekin ist einer der bekanntesten Fußball-Schiedsrichter. Er wurde 1978 in Nürnberg geboren, ist als Betriebswirt hauptberuflich Unternehmer. Seit 2004 ist er Schiedsrichter des DFB, seit 2008 Bundesliga-Schiedsrichter und seit 2011 FIFA-Schiedsrichter. Vom DFB wurde er 2019 als „Schiedsrichter des Jahres“ ausgezeichnet. Er ist Buchautor von „Respekt ist alles – Was auf und neben dem Platz zählt“ (siehe Seite18). Aytekin ist Familienvater und lebt in Oberasbach (Bayern).

Herr Aytekin, wie muss eine Person sein, die Ihnen Respekt abnötigt?

Grundsätzlich habe ich vor jeder Person Respekt. Da gibt es keine besonderen Merkmale, die ein Mensch erfüllen muss, um respektiert zu werden. Respekt ist die Grundlage unseres Zusammenlebens und sollte immer im Zentrum unseres Handelns stehen.


Jetzt sind Sie selbst eine Respektperson. Was bedeutet für Sie Respekt – im Fußball und im alltäglichen Leben? Welche Werte sind wichtig?

Respekt bedeutet für mich in erster Linie, den anderen Menschen zu sehen und wertzuschätzen. Für mich bedeutet Respekt aber auch anzuerkennen, dass Menschen mal anderer Meinung sein dürfen. In der Sache zu diskutieren, macht ja meistens Spaß, aber persönlich angegriffen zu werden, weil man eine andere Meinung vertritt, ist leider ein häufig auftretendes Phänomen.

Mir persönlich sind Werte wie Empathie und Wertschätzung besonders wichtig, weil es sich mit diesen Werten schöner leben lässt.


Was macht einen guten Schiedsrichter aus?

Ich denke, dass ein guter Schiedsrichter die Kommunikation und den Umgang zu allen Beteiligten gut beherrschen sollte. Er braucht aber auch Empathie für das Spiel und die Spieler. Natürlich muss ein guter Schiedsrichter auch körperlich fit sein und am Ende mehr richtige Entscheidungen treffen als falsche.


Während eines Fußballspiels stehen Sie unter ständiger Beobachtung – wie treffen Sie unter höchstem Druck richtige Entscheidungen?

Ich denke, dass Entscheidungen unter Druck viel mit Wahrnehmung zu tun haben. Es geht nicht nur darum, eine Situation klar zu erkennen, sondern auch andere Signale des Umfelds aufzunehmen und in die Entscheidungsfindung einfließen zu lassen. Ob es Gestik und Mimik der Spieler sind oder bestimmte Bewegungsmuster, die immer wieder im Spiel vorkommen. Am Ende hilft bei Entscheidungen unter Druck natürlich auch die Erfahrung.


Wie verschaffen Sie sich Respekt, wenn Emotionen bei den Spielern überkochen?

In allererster Linie versuche ich alles über Kommunikation zu lösen. Wenn jedoch bestimmte Grenzen überschritten werden, dann muss man als Entscheider/Schiedsrichter handeln und darf sich nicht alles gefallen lassen. Wenn man den Menschen bzw. Spielern mit Respekt begegnet, dann wird man auch schneller respektiert und akzeptiert.


Sie schreiben im Buch, dass es auch Fehlentscheidungen gab. Wie halten Sie danach Kritik oder Attacken z.B. in sozialen Medien aus? Wie gehen Sie damit um?

Fehlentscheidungen gehören leider zu unserem Job. Genau wie Kritik und teilweise Attacken, die zum Teil unter der Gürtellinie sind. Ein sehr einfaches Mittel, um sich der Kritik zu entziehen ist, dass man nicht alles liest, was so über einen geschrieben wird.


Welche Tipps haben Sie, um den (sportlichen) Umgang und generell unser Zusammenleben respektvoller zu gestalten?

Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. Wenn man es schafft, diesen Raum zu nutzen, dann reagiert man oftmals ruhiger und entspannter, auch wenn man sich vermeintlich ungerecht behandelt fühlt. Mir gelingt es auch nicht immer, aber sich das bewusst zu machen, hilft definitiv.


Wie vermittelt man Kindern Respekt und welche Rolle kann der Sport dabei spielen?

Respekt kann man Kindern nur vermitteln, in dem man es auch selber vorlebt. Kinder haben sehr feine Antennen für das Verhalten der Eltern. Wenn man also respektvolle Kinder möchte, sollte man bei sich anfangen.

Jede Sportart trägt meines Erachtens dazu bei, dass Kinder den Umgang mit Respekt lernen. Sie lernen die Mitspieler, Gegner, Trainer, Schiedsrichter und am Ende sich selber zu respektieren. Natürlich gibt es auch negative Beispiele, aber ich glaube, dass der Sport einen wichtigen Beitrag in unserer Gesellschaft für Respekt und Wertschätzung leistet.

 


Das Interview führte Gritt Ockert.


Foto: riva Verlag


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