Elke Buckow

Ausführliche Fassung des Textes aus dem Magazin BewegtBerlin, Nr. 1 (Januar/Februar 2022)

 


Zur Person

Elke Buckow (75) ist Übungsleiterin für zeitgenössischen Tanz bei Berliner Turnerschaft Korp.

 


Sport und Bewegung ist in jedem Alter wichtig, aber mit dem eigenen Älterwerden verschieben sich die Schwerpunkte vom Leistungsgedanken und Kräftemessen zu Achtsamkeit und Gesundheit: Bewegen wird als Wohlbefinden empfunden, kleine Schmerzgrenzen werden durchbrochen und so finde ich immer wieder das Vertrauen in meinen Körper.


Viel Motivation erhalte ich als Übungsleiterin durch gemeinsamen Spaß, die Vitalität, Kraft und Geschmeidigkeit mit der Gruppe zu erleben und zu bewahren, was über den Übungsabend hinauswirkt. Meine Freude an der Bewegung ist verbunden mit dem Ziel, immer wieder Grenzen zu erweitern.


Als Jugendliche trat ich in die Turnabteilung der Berliner Turnerschaft Korp. ein. Ich nahm als Mitglied der Vereinsmannschaft an Deutschen Meisterschaften teil, gehörte zur Berliner Stadtmannschaft im Kunstturnen, die zu Wettkämpfen auch international eingeladen wurde. Besonders eindrücklich war 1969 die Reise in die UdSSR nach Moskau und Woronesh. Der Kontakt zu den damals weltbesten Turnerinnen blieb bestehen – unvergesslich.


Ich hatte das Glück, später meinen Sport beruflich als Turn- und Sportlehrerin fortzusetzen. Als freiberufliche Tanzpädagogin und Choreographin wechselte ich das Fach, aber die Verbundenheit zur Berliner Turnerschaft blieb bestehen.


1969 machte ich an der Deutschen Turnschule in Frankfurt am Main meinen Abschluss als Turn- und Sportlehrerin. Von 1970 bis 1973 arbeitete ich als Landestrainerin im Frauen-Kunstturnen. In dieser Funktion konnte ich zur WM im Kunstturnen nach Ljubljana reisen, mit der Stadtmannschaft 1971 nach Israel. Auf Einladung des deutsch-französischen Jugendwerks fuhr ich zu einem Lehrgang für Trainer nach Frankreich/Houlgat und München zu den Olympischen Spielen 1972. Nach meiner „Kinderpause“ erfolgte eine Neuorientierung in Richtung Tanz. Ich machte die Ausbildung im „kreativen Kindertanz“ und die Tanzpädagoginnen-Ausbildung an der Akademie Remscheid.


Es war mein Anliegen, nach dem Kunstturnen für eine Modernisierung im gymnastischen Bereich zu werben, indem ich meine neu erworbenen Fähigkeiten auch der Berliner Turnerschaft zur Verfügung stellte. Als freie Tanzpädagogin habe ich den modernen Tanz in meinem Sportverein etabliert und mit meiner Tanzgruppe „Shift“ an vielen BTB Foren –Bewegungshorizonte teilgenommen.


Altersgemischte oder homogene Gruppen? Meine Erfahrung ist: Ältere Teilnehmer trainieren gerne mit Jüngeren – Junge weniger gerne mit Älteren. Es erfordert Toleranz innerhalb der Gruppe und ein differenziertes Bewegungsprogramm. Aber wenn das gelingt, ist es eine große Bereicherung. Meine Tanzgruppe alterte gemeinsam über 30 Jahre und repräsentiert inzwischen eine Spanne von 57 bis 75 Jahren.


Unsere körperlichen Veränderungen verlangen auch bei meinem Unterricht nach anderen Bewegungsformen: z.B. mehr Improvisation, Taiji-, Feldenkrais- oder Release-Technik.

Dennoch sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer froh, Bekanntes wiederzuerkennen und zu üben.


Der Vorteil vom regelmäßigen Besuch einer Sportgruppe: Ich treffe Gleichgesinnte regelmäßig, ohne mich jedes Mal verabreden zu müssen, mit jahrzehntelanger Verbindung. Dadurch entwickeln sich Vertrauen und Zuwendung. Berührung ist ein besonderes Thema: Wieviel kann ich zulassen, um Formen von Körperarbeit zu etablieren? Gemeinschaftserlebnisse wie geselliges Feiern, Fahrten oder Aufführungen schweißen die Gemeinschaft zusammen.


Corona war eine große Herausforderung! In den Sommermonaten haben wir uns mit der Gruppe im Freien bewegt, auch möglichst regelmäßig – selbst in den Ferien. Dennoch ohne Berührung, der Kontakt hat wirklich gefehlt. Für Internetangebote konnten wir uns nicht begeistern.


Jungen Menschen möchte ich mit auf den Weg geben: Bewegt euch, egal in welcher Sportart! Gemeinsam zu tanzen oder Mannschaftssportarten zu betreiben, scheinen mir heute bei der Individualisierung noch wichtiger, um den Teamgeist zu stärken. Vernetzt euch im Sport, es könnten Freundschaften fürs Leben werden!


Vom BTFB wünsche ich mir für Ältere ein Bewegungsprogramm, das mich nicht nur körperlich erschöpft, sondern auch mental begleitet durch Koordinationsübungen und Bewusstmachen von inneren Bewegungsabläufen, damit eine Bewegung nicht nur mechanisch ausgeführt wird. Ich wünsche mir andere Raumangebote, die diesen Prozess unterstützen, sowie altersgerechte Trainerinnen und Trainer, die ein Gefühl für eine Balance zwischen Anspannung und Entspannung finden.


Nach Corona wünsche ich mir, wieder ein Training durchführen zu können mit viel Kontakt-Improvisation, und bei dem ich wieder mein Gewicht an den Boden abgeben und Nähe, Berührung empfangen kann.

 


Foto: Juri Reetz


Verbandsmagazin


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