Nicole Boguslawski

Ausführliche Fassung des Textes aus dem Magazin BewegtBerlin, Nr. 5 (Dezember 2021)

 


Zur Person

Nicole Boguslawski (43) ist Kita-Erzieherin, Trainerin in der Leichtathletik beim Polizei-Sport-Verein Berlin und im BTFB Fachwartin für Kinderturnen

 


Für mich ist sehr wichtig, dass Kindern schon früh im organisierten Sport turnen und sie an verschiedene Bewegungsformen herangeführt werden. Bereits für die Kleinsten ist die Vielfalt unterschiedlicher Bewegungsanlässe die bestmögliche Förderung aller Sinne. Durch aktives Bewegen gewinnen die Kinder Sicherheit, lernen sich und ihren Körper kennen und können ihre motorischen Fähigkeiten erfahren, begreifen, vertiefen und erproben.


Im BTFB bin ich die Ansprechpartnerin für die jeweiligen Vereine, ich berate und unterstütze die „Offensive Kinderturnen“. Zum alljährlichen „Kinder-Turntag“ besuche ich die angemeldeten Vereine, bin Ansprechpartner der DTJ, mache Ausschuss-Arbeit mit der DTJ, bin im Austausch aus Berlin übergreifend zu anderen Landesturnerjugenden in Kontakt.


Schon in meiner Jugend habe ich mich gerne um Kinder gekümmert, angefangen mit Babysitten bis hin zur Ausbildung zum Erzieher. Ich selbst habe seit meinem 2. Lebensjahr im Verein geturnt. Als Kind habe ich das Bewegungsförderprogramm - so nenne ich es - erlebt und später dann den Vorturner gemacht und die Kinder im Turnbereich weiter unterstützt. In meiner Ausbildung habe ich eine Eltern-Kind-Gruppe und Kleinkinderturnen geleitet. In meinem Beruf habe ich viele Jahre in der Krippe gearbeitet und festgestellt, dass es schon für die Kleinsten ein wichtiger Prozess ist, sich in ihrem Bewegungsablauf ausprobieren zu dürfen. Bewegung ist der Motor aller Entwicklungen. Sie fördert durch alltägliche Herausforderungen die psychische, emotionale, soziale und kognitive Entwicklung. Es macht mir großen Spaß, die Kinder in ihrer Entwicklung begleiten zu dürfen. Aus diesem Grund bin ich Erzieherin und Übungsleiterin geworden.


Im BTFB bieten wir den Kindern viele Möglichkeiten, sich mit einzubringen: Kinderturnshow, Tag des Kinderturnens, TujuStars, Dance Cup. Bei Wettkämpfen sind es der Kindermehrkampftag, der Bärchen-Pokal, die Landesliga, die Kita-Jade im Olympiapark, das Familienfest Sport im Olympiapark, Flashmobs, One Billion Rising und die Veranstaltung im Berliner Zoo, wo Kinder einen kleinen Parcours absolvieren können.


Selbst mit dem Turnen angefangen habe ich mit 14 Jahren im OSC, damals als Vorturner. Danach bin ich in die Ausbildung zum Erzieher gestartet und in der Ausbildung habe ich im Polizei-Sport-Verein als Trainerin für Kinder und Jugend in der Leichtathletik angefangen. Im Rahmen meiner Ausbildung habe ich Kontakte zum BTV und zur BT gehabt und dort in Vertretung die Eltern-Kind-Gruppen und Kleinkinder-Turngruppen geleitet. geleitet. Seit März 1997 bin ich im BTFB-Helferteam tätig. Dort habe ich den Kreativmarkt eröffnet und zusätzlich „Fit wie ein Turnschuh“ angeboten. Seit Januar 2000 arbeite ich in Kindertageseinrichtungen mit Kindern im Alter von 1 - 6 Jahren.


Im BTFB- Helferteam sind wir eine große Familie, jeder von uns hat Stärken und Schwächen. Das Besondere ist, dass wir alle füreinander da sind. Somit hat jeder die Möglichkeit, sich entsprechend einzubringen und seine Fertigkeiten und Fähigkeiten weiter auszubauen. Viele Jahre habe ich mit dem Team verschiedene Veranstaltungen besucht und begleitet. Nachdem meine Vorgängerin Carolin Feist aus arbeitstechnischen Gründen das Amt nicht mehr so ausführen konnte, wie es angedacht war, suchte der Vorstand einen Ersatz. Da ich ja aus diesem Bereich komme und viele praktische Erfahrungen habe und somit wurde ich gefragt. Somit wurde ich in den Vorstand gewählt, als Vertretung. Nun hat sich bei der diesjährigen Wahl einiges verschoben und Carolin Feist ist nun unsere Vorsitzende. Ich habe mich darauf hin zur Wahl für den Fachbereich Kinderturnen aufgestellt, wurde gewählt und freue mich, dieses Amt fortzuführen.


Durch den intensiven Medienkonsum, der sich in den letzten Jahren vermehrt hat und stetig ansteigt, zeigt sich schon im Kleinkindalter vermehrt ein erheblicher Rückgang der Sprache und Bewegung. Die Sprache ist ein Prozess, an dem Bewegung, Wahrnehmung und Denken, Fühlen und Wollen beteiligt sind. Früher gab es kein Handy, keine Tablets für Kinder. In der heutigen Zeit nimmt der Stressfaktor arg zu. Die Eltern müssen länger und mehr arbeiten, um die täglichen anfallenden Kosten zu denken, zu finanzieren. Da bleibt nicht immer Zeit, noch in einen Sportverein zu gehen. Es ist dann einfacher das Kind vor einem Tablet zu setzten oder ihm ein Handy in die Hand zu drücken, nur um die Aufgaben im Haushalt zu schaffen. Immer mehr Kinder zeigen erhebliche Defizite in ihrem Bewegungsapparat, die Kitas versuchen das so gut wie es geht aufzufangen, jedoch können sie keinen Sportverein ersetzen. In Elterngesprächen wird oft darauf hingewiesen, einen Sportverein für das Kind aufzusuchen. Denn in einem Verein haben die Kinder die Möglichkeit, in Bewegungsspielen Regeln für das Zusammenleben mit anderen zu erfahren, die unersetzlich sind. Für das Selbständigwerden und die ICH-Findung des Kindes hat der Körper eine wichtige Funktion. An den körperlichen Fähigkeiten kann es seine Fortschritte ablesen.


Was ein beeindruckendes Erlebnis oder eine beeindruckende und Erfahrung bei meiner Arbeit mit Kindern war? Ich kann mich noch gut an eine Zeit in der Krippe erinnern. Ich arbeitete vier Jahre im sozialen Brennpunkt mit Ein- bis Dreijährigen. Regelmäßig bot ich ein Bewegungsangebot im Bewegungsraum an. Mehrere Kinder waren dabei, die kaum gesprochen haben und wenn, sehr wenig. Es lag nicht an der Zweisprachigkeit, in dem das eine Kind aufwuchs. Es hatte keine weiteren sozialen Kontakte, war nur im Kinderwagen mit Handy oder Tablet in der Hand. Ich habe das Kind jeden Tag sprachlich in seinem Bewegungsablauf begleitet, verschiedene Bewegungsanlässe gegeben und sie stetig benannt. Im September zum Ernte-Dank-Fest hatten wir das Thema Apfel. Also gab es auch einen Bewegung-Parcours zum Thema. Das Schwierigste kam zum Schluss: Die Kinder mussten den Apfel, den sie über den gesamten Parcours getragen haben, oben an einen Baum kleben. Das besagte Kind ging mehrmals am Parcours vorbei, erst kurz vor Schluss traute es sich dann auch, diesen Parcours zu laufen. Mein Herz pochte immer stärker, ich begleitet das Kind nur mit den Augen und sagte mir „Du schaffst das, ich glaub an Dich. Bitte glaub Du auch an Dich“. Und als es an der Sprossenwand hochkletterte, was es vorher nie getan hatte, aus Angst runterzufallen, wurde der Parcours diesmal geschafft und der Apfel am obersten Ast des Baumes angebracht. Das Kind ist dann auf der anderen Seite die Turnbank runtergerutscht und sagte im ganzen Satz „Juhu - ich habe es geschafft, danke Nicole für deine Geduld.“ Das Kind war zu dem Zeitpunkt 4 Jahre alt.


Vom BTFB fühle ich mich in meiner Arbeit sehr gut betreut und unterstützt. Da wir alle untereinander vernetzt sind, kann ich jederzeit meine Fragen äußern und bekomme zeitnahe Rückmeldungen. Wir alle haben rund um die Uhr immer ein offenes Ohr füreinander.

 


Foto: Juri Reetz


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