Anne Tillner
Ausführliche Fassung des Textes aus dem Magazin BewegtBerlin, Nr. 4 (Juli/August 2024)
Zur Person
Anne Tillner (69), Berliner Turnerschaft, ehemals Lehrerin, seit 1979 Übungsleiterin
Nachhaltigkeit ist ein besonders wichtiges Thema, das viele Bereiche des Lebens betrifft. Im Sport ist für mich Nachhaltigkeit zum einen, die Umwelt möglichst wenig zu belasten, was natürlich bei einigen Sportarten schwierig ist. Dann auch soziales Engagement, also dass man länger bei einer Sache bleibt und Gruppen nicht schnell aufgibt bzw. zu häufig wechselt. Das ist keine Nachhaltigkeit im eigenen Verhalten. Und so kann man auch nur wenig soziale Bindung aufbauen, was beim Sporttreiben sehr wichtig ist.
Was ich im Verein für Nachhaltigkeit tue? Eigentlich versuchen alle ja irgendwie unbewusst, nachhaltig mit ihrem Verhalten zu sein. Seit 1979 habe ich meine Gruppe bei der Berliner Turnerschaft und seitdem haben wir schon immer Fahrgemeinschaften. Oder manche kommen mit den Öffentlichen oder nehmen gelegentlich das Fahrrad – wie ich. Im Moment trainieren in meiner Gruppe 10 bis 12 Personen im Alter von 55 bis 78 Jahren einmal in der Woche.
Nachhaltig in unserem Verein finde ich auch, dass wir Handgeräte nicht entsorgen (es sei denn, sie sind nicht mehr zu benutzen), sondern wir haben ein Archiv, wo die Materialien gelagert werden. Jeder kann sich erkundigen, was vorhanden ist, damit nicht zum Beispiel gleich 10 Bälle bestellt werden, obwohl noch welche vorhanden sind. Auch unsere Auftrittskleidung tragen wir über eine längere Zeit, wir arbeiten sie um oder hübschen sie auf. Gerade waren wir mit unserer Ballübung beim BTFB-Forum „Bewegungshorizonte“. Wir kaufen dafür nicht immer neue Sachen. Mit den Hosen und T-Shirts, die wir anhatten, sind wir auch schon vor 10 Jahren aufgetreten. Kostüme, die nicht mehr gebraucht werden, werden an andere zur
Weiternutzung weitergegeben und heute in Baumwolltaschen statt in Plastiktüten aufbewahrt.
Wenn bei uns Kinder Probleme mit dem Vereinsbeitrag haben, gibt es einen Spendenaufruf. Gegenseitige Fürsorge ist soziales Engagement und auch das ist für mich Nachhaltigkeit. Ebenso, dass wir die umsorgen, die wegen Krankheit nicht mehr beim Training dabei sein können. Wir versuchen sie abzuholen, damit sie zum Beispiel an unserer Weihnachtsfeier teilnehmen oder zu Veranstaltungen, wo wir Auftritte haben, kommen können.
Nachhaltig ist auch, dass wir bei Feierlichkeiten richtiges Geschirr und keine Papp- oder Plastikteller nehmen. Auch bei Vereinssitzungen werden Gläser und richtiges Geschirr benutzt. Dekoration von Festen oder Veranstaltungen wird nicht entsorgt, sondern zusammengepackt und aufbewahrt.
Vom Verein werde ich gut unterstützt. Ich habe zum Beispiel in der Sporthalle einen Schrank, unsere Geräte können dortbleiben und müssen nicht zu jedem Training mit dem Auto hin- und hertransportiert werden. Grundsätzlich ist auch das gemeinsame Nutzen der Schulsporthallen nachhaltig – morgens und bis Nachmittag sind die Schülerinnen und Schüler drin und abends die Vereine. Die Halle würde abends sonst leer stehen. Nachhaltig ist auch, dass wir in diesen Hallen die Sportmatten und andere Sportgeräte nutzen können und nicht eigene anschaffen müssen.
Zum Thema Nachhaltigkeit informiere ich mich in der Tagespresse, es steht ja viel in den Zeitungen, das Thema ist immer wieder aktuell. Auch im Internet schaue ich, was nachhaltiges Handeln sein kann und was bei uns im Verein umgesetzt werden könnte. Zum Beispiel interessiert mich, was nach Olympia in Paris mit dem Sand vom Beach-Volleyball passiert. Wird der weitergenutzt? In Berlin hatten wir mal eine Beachvolleyball-WM und ich weiß, dass der Sand danach an eine Schule ging.
Auch das ist nachhaltig: Unsere Sportgruppen sind offen für jeden. Sport für Ältere ist immer willkommen. Wir sind ein Mehrspartenverein und bedienen viele Sportarten.
Eine Beauftragte oder einen Beauftragten für Nachhaltigkeit in unserem Verein kenne ich nicht. Viel passiert auch einfach automatisch. Ina Tetzner engagiert sich sehr für das Thema. Vielleicht sollten wir mal einen Themen-Tag ins Leben rufen und gemeinsam überlegen, was wir im Verein noch machen könnten.
Foto: privat