Nathalie Köhn

Ausführliche Fassung des Textes aus dem Magazin BewegtBerlin, Nr. 2 (März/April 2023)

 


Zur Person

Die Gymnastin Nathalie Köhn (23) war von 2015-2022 Mitglied/Kapitänin der RSG-Nationalmannschaft Gruppe. Sie macht eine Ausbildung zur Erzieherin und ist Trainerin einer JWK-Gruppe beim 1. VfL FORTUNA Marzahn.

 


Show heißt für mich Spaß – für die Aktiven und die Zuschauer, heißt auch: sehr viel Ästhetik und Ausdruck. Show ist interessant, sehr vielfältig, man kann alles ausdrücken.


Eine gute Show ist für mich, wenn man sieht, dass Herzblut reingesteckt wird, dass es den Aktiven Spaß macht, wenn man das Publikum mitreißen kann, in alle Richtungen - Spannung aufbauen, zur Freude mitreißen. Das muss gar nichts Großes sein, es muss nur gut vermittelt werden und die Zuschauer erreichen.


Für mich war der Auftritt mit den „Elefanten“ beim „Feuerwerk der Turnkunst“ etwas Besonderes. Es war anders als das, was ich kannte, und hat mir richtig viel Spaß gemacht. Es war für mich superspannend, auf dem Gerüst zu sein, das war ganz neu und sehr interessant. Und die große Halle, die vielen Zuschauer – super!


Betrachtet man in der RSG die Relation zwischen sportlicher Höchstleistung, technischer Perfektion und Showelementen, dann ist der Faktor Show größer geworden. Früher wurde mehr auf die Elemente und deren Ausführung geachtet, jetzt ist mehr Ausdruck gefragt. Körpertechnisch ist der tänzerische Ausdruck die Kirsche auf der Sahne.

Es geht nicht darum, die Technik runterzurattern, sondern eine Übung/einen Vortrag mit Leben zu füllen und das Publikum zu erreichen. Wenn man als Gruppe oder Einzelgymnastin etwas das gleiche Leistungsniveau einiger Konkurrentinnen hat, dann hebt dich das hervor und du bist den anderen voraus.


Also, der Showcharakter nimmt zu, aber gibt es Grenzen? Mehr geht immer, könnte man meinen. Bei den Kostümen scheint die Grenze manchmal erreicht, es muss ja auch regelkonform bleiben. Aber ausdruckstechnisch gibt es kein Zuviel, solange es zur Musik passt. Man muss natürlich aufpassen, dass es nicht zur Clownerie wird. Vieles liegt auch im Auge des Betrachters – wo ist das Kriterium zur Grenzüberschreitung? Früher war es verpönt – heute kannst du mit deiner Übung eine Geschichte erzählen, das ist sogar erwünscht. Manche machen sich die Anzüge zum Thema der Musik, übernehmen passende Tanzschritte und entsprechende Bewegung in ihren Vortrag. Das erfordert mehr Innovation, aber daran mangelt es ja in der RSG nicht.


Und was die Kostüme angeht, gibt es einen interessanten Trend. Da war vieles überladen, Glitzer dominierte, es gab sogar Versuche mit Lichtern am Anzug… Aber jetzt geht der Trend rückwärts, es gibt wieder mehr Anzüge ganz ohne Glitzersteine, es geht zu schlichteren Outfits zurück. Seitens der FIG wird auch darauf geachtet, dass die Anzüge angemessen sind und nicht zu freizügig werden.


Wenn wir auf die Fläche gehen, bleibt alles andere dahinter zurück. Da legt man eine Show hin, das ist unser Job. Launen und Befindlichkeiten sieht man uns nicht an, das ist nicht Sinn der Sache – das war immer meine Devise. Es ist ein Schauspiel und ein Schauspieler kann auch nicht unprofessionell agieren, weil er grade nicht so gut drauf ist. Das sollte man abstellen können; daran muss man arbeiten, das kann man sich auf jeden Fall antrainieren. Wir machen das fürs Publikum, es geht um ein schönes Erlebnis – natürlich auch um die Kampfrichterinnen, die dürfen das auch nicht sehen… Wenn man mir nicht so richtig zuschauen mag, dann bekomme ich auch nichts Positives zurück.


Bei einer Choreografie kommt es drauf an, was die Gymnastin kann und was der Code de pointage verlangt. Anregungen hole ich mir auch von anderen Gymnastinnen: Was machen die, was kann ich nutzen? Der Rest kommt von mir. Was den tänzerischen Aspekt angeht, da schaue ich auch mal bei YouTube nach Tanztechniken aller Formen.


Inwieweit die Gymnastinnen in den Prozess einbezogen werden, kommt bisschen aufs Alter an. Bei den ganz jungen sucht die Trainerin was aus. Bei den Älteren im Leistungssport-Bereich ist das anders. Die Aktiven kommen selbst mit Vorschlägen, vor allem zur Musik. Da muss man als Trainer schauen, ob das wirklich passt und manchmal ist das Resultat dann eine Mischung aus den Vorschlägen von beiden Seiten.

 


Foto: Juri Reetz


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