Emma Gabriel

Ausführliche Fassung des Textes aus dem Magazin BewegtBerlin, Nr. 2 (März/April 2023)

 


Zur Person

Emma Gabriel (20) ist Studentin (Jura) und gibt im Centre Talma den Kurs "Pirates".

 


Ich tanze seit 2012 im Centre und habe letztes Jahr sozusagen mein 10-jähriges Jubiläum gefeiert. 2021 habe ich dann sogar eine Tanzgruppe übernommen und trainiert.


Mit 10 Jahre ist es etwas schwieriger weite Wege auf sich zu nehmen, weshalb wir nach Tanzkursen in der Umgebung gesucht haben. Ich habe sehr schnell festgestellt, dass das Centre mir sehr viel mehr bieten konnte als „nur“ Tanz. Wir haben zusammen Ausflüge gemacht, sind sogar teilweise verreist, haben Seminare besucht und ich habe hier ein paar meiner besten Freunde gefunden.


Show bedeutet für mich ein Thema, vielleicht sogar eins, über das nicht viel gesprochen wird, im Tanz zu verarbeiten und so darzustellen, dass Menschen eine Verbindung dazu aufbauen können und eventuell eine andere Sichtweise bekommen.


Was macht eine gute Show / Choreographie aus? - Ich würde sagen, da gehen die Meinungen auseinander, aber für mich ist das Wichtigste zu sehen, dass die Tänzer und Tänzerinnen Spaß an der Erarbeitung ihres Stückes hatten. Es ist sehr interessant zu sehen, wie Requisiten eingesetzt werden, um ein Thema zu vertanzen und eine Message zu überbringen. Natürlich spielen auch Sachen wie Synchronität oder Tricks mit rein aber eine Show reißt einen erst dann wirklich mit, wenn sie richtig rübergebracht werden kann und dass beweist, dass sich die Gruppe mit ihrem Stück auseinandergesetzt hat.


Sehr wichtig ist die Zusammenarbeit im Team. Gerade bei Tricks, wenn jemand in die Luft geworfen wird oder es zu einer „Kampfszene“ kommt, muss man sich auf seinem Gegenüber verlassen können. Wir kennen uns mittlerweile so lange und tanzen schon sehr lange in der gleichen Besetzung, dass Marnie weiß, was unsere Schwächen und Stärken sind und andersherum. Dadurch können wir uns gegenseitig beim Erarbeiten der Choreo helfen und auch mal Kritik äußern, ohne dass gleich alle beleidigt sind.


Wir erarbeiten jedes Jahr ca. ein Tanzstück, das dann aber noch mal geändert wird, wenn wir mit anderen Gruppen auftreten oder die Zeitbegrenzung für Meisterschaften einhalten müssen. Da kommt dann schon einiges zusammen. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir aber unser Stück zum Thema Prostitution. Wir haben uns über sehr lange Zeit mit diesem Thema auseinandergesetzt, indem wir Workshops besucht haben, mit Menschen darüber geredet haben, die in diesem Bereich Erfahrungen gemacht haben und auch Filme geguckt und nachbesprochen haben. Die Choreographie haben wir dann bei unser jährlichen Tanz-Demonstration „One Billion Rising“ aufgeführt.


Momentan arbeiten wir an einer Choreo, bei der wir in die Rolle eines Verbrechers schlüpfen dürfen und probieren aus dem Gefängnis zu fliehen. Im Sommer haben wir uns zu einer Meisterschaft in Potsdam angemeldet aber es stehen auch noch andere Auftritte an.


Ein unvergesslicher Moment wird für mich immer meine erste Berliner Streetdance Meisterschaft 2013 bleiben. Wir sind in der Kategorie „Kinder Fortgeschrittene“ angetreten und haben den ersten Platz gemacht. Wir haben uns gefreut wie sonst was, sind mit dem Pokal in der Turnhalle rumgerannt, als hätten wir den WM-Titel geholt und haben geschrien, dass man uns wahrscheinlich noch bis nach Brandenburg gehört hat. Das war das erste Mal, dass ich in meinem Leben vor Freude geweint habe.


Hingegen war Social Distancing war während des Lockdowns für uns die Hölle. Wir haben echt alles probiert, um weiter trainieren zu können.


Zoom Calls, Livestreams, Training in einzelnen Gruppen und sogar Training draußen. Dadurch, dass wir uns nicht zu nah kommen durften, sind Paarteile weggefallen, Tricks konnten nicht umgesetzt werden und wir standen wie verwurzelt die ganze Zeit auf einer Stelle, da Aufstellungswechsel auch nicht möglich waren. Mit solchen Einschränkungen ein Thema rüberzubringen war nicht einfach und definitiv ein Hindernis, wodurch die Gruppe an Belastungsgrenzen gebracht wurde.


Leider mussten wir einige Abstrichen im Bereich Auftritte machen. Viele Events konnten sich von der Pandemie nicht erholen und werden nicht mehr organisiert. Auch einige Tanzschulen mussten schließen und viele Tänzer und Tänzerinnen musste ihren Beruf wechseln, um über die Runden zu kommen. Die Tanzcommunity arbeitet immer noch daran alles wiederaufzubauen und neue Projekte zu starten. Umso schöner ist es, bekannte Gesichter bei neuen Veranstaltungen zu sehen und mitzubekommen, wie glücklich alle sind, dass wir endlich wieder gemeinsam Tanzen dürfen.


Tanzen hat mir geholfen selbstbewusster aufzutreten, ich habe gelernt mit anderen Menschen zusammen zu arbeiten und Ideen gemeinsam umzusetzen. Ich glaube, dass Tanz einem hilft, sich und seinen Körper besser zu verstehen und das wiederum hilft einem dabei, sich anderen Menschen gegenüber zu öffnen. Tanzen ist nicht nur Sport, sondern eine Möglichkeit seine Gefühle auszudrücken, seinen Kopf freizumachen, Menschen zusammen zu führen, eine Message in die Welt zu setzen und Andere zu begeistern.

 


Foto: privat


Verbandsmagazin


BTFB-Podcast "Der Sinn der Übung"


Showturngruppe "Die Elefanten"

Kinderturnen in Berlin


Newsletter-Anmeldung