Feuerwerk der Turnkunst Showteam – ein Spagat zwischen Beruf und Bühne

Datum: 29.05.2019

„Dann tanzen wir eben so herum weiter“, sagt Heidi Aguilar und vollführt eine elegante Drehung direkt in die Arme von Ole Margraf. Was folgt, ist eine weitere Abfolge von Tanzschritten, Drehungen und Hebungen, die die jungen Showteam-Mitglieder im Laufe des Abends ordentlich ins Schwitzen bringen wird.

 

Im Leistungszentrum Hannover-Badenstedt trainiert die Regisseurin des „Feuerwerk der Turnkunst“ an diesem Mittwochabend mit dem Feuerwerk der Turnkunst Showteam einzelne Elemente für die OPUS Tournee 2020. Denn wenn Europas erfolgreichste Turnshow am 29. Dezember 2019 in Oldenburg Premiere feiert, soll das Showteam als Bindeglied die Show zu einem grandiosen Gesamtkunstwerk verschmelzen lassen.


Wer einen der drei wöchentlichen Trainingstermine miterlebt, dem wird schnell klar, dass es bis dahin noch ein unheimlich großes Stück Arbeit ist. Doch im Laufe der dreieinhalb Trainingsstunden wird ebenso schnell deutlich, dass Regisseurin Heidi Aguilar zusammen mit den hochprofessionellen Turnern, Tänzern, Artisten und Akrobaten eine außergewöhnliche und mitreißende Show auf die Beine stellen wird. Unter ihnen sind Lena Koblitz, Michelle Gitina, Ole Margraf und Janek Nedde. Allesamt fröhliche, aufgeschlossene junge Menschen, die neben ihren vielfältigen turnerischen Fähigkeiten vor allem eines eint: die Leidenschaft für das Feuerwerk der Turnkunst.


Sie alle haben ganz unterschiedliche turnerische Vorgeschichten. Lena (22) und Michelle (21) begannen ihre sportliche Karriere bereits im Alter von sechs Jahren. Lena im klassischen Gerätturnen, Michelle in der Rhythmischen Sportgymnastik. Janek (18) und Ole (19) hingegen haben als Kinder eher Leichtathletik, Handball, Volleyball und Tennis sowie Basketball und American Football ausprobiert. Durch den Schulzirkus haben sie schließlich die Sportakrobatik lieben gelernt. „Und als ich das Duo Piti bei der IMAGINE Tournee 2016 gesehen habe, wollte ich unbedingt auch einmal dabei sein“, erinnert sich Janek. Über Facebook entstand der Kontakt zu Heidi Aguilar, die ihn zum Training einlud. Ole brachte er dann nach zwei Einheiten einfach mal mit. „Die waren einfach von Anfang an richtig gut“, sagt Heidi Aguilar über ihre beiden Talente. Die zwei sind Klassenkameraden, gehen in die zwölfte Klasse der Waldorfschule in Hannover und werden in Sachen Feuerwerk der Turnkunst von ihren Lehrern voll unterstützt. So ist die Freistellung von der Schule für die vierwöchige Tournee kein Problem – solange sie den Unterrichtsstoff eigenständig erarbeiten.


Ein wenig größer sind die Herausforderungen, das Showteam und Job bzw. Studium unter einen Hut zu bekommen, hingegen für die beiden Damen, die bereits seit sieben Jahren mit durch Deutschlands größte Veranstaltungs-Arenen touren. „Ich musste mir während meiner Ausbildung Urlaub nehmen, um mit auf Tournee fahren zu können“, erzählt Michelle und hofft in ihrem künftigen Job als Immobilienkauffrau auf die Kulanz ihres Arbeitgebers. Lena ist während der vergangenen Tourneen für Klausuren mehrmals vom Tourneeort nach Hildesheim gependelt, wo sie Grafikdesign studiert. „Das ist ein enorm großer Aufwand, aber er lohnt sich, weil ich hier im Feuerwerk der Turnkunst Team einfach die beste Zeit meines Lebens habe. Die Halle ist meine zweite Heimat“, betont sie mit strahlenden Augen.


Doch manchmal bereitet eine gewisse Unvorhersehbarkeit der Regisseurin und Trainerin Heidi Aguilar Sorgen. „Einige beginnen im Herbst eine Ausbildung oder ein Studium. Da weiß ich aktuell noch gar nicht, ob ich sie für die Tournee überhaupt einplanen kann.“ Parallel zum Training für OPUS studiert das mittlerweile sehr gefragte Showteam zudem Choreografien für unterschiedliche andere Projekte ein, unter anderem für die große Gala zur Turn-Weltmeisterschaft in Stuttgart im Oktober dieses Jahres. Und da nicht immer alle Zeit haben, ist die Regisseurin froh, wenn alle Mitglieder einmal zugleich anwesend sind und sie dann im Training „aus dem Vollen schöpfen kann“.


Zwölf Turner und Turnerinnen werden am Ende für die OPUS-Tournee ausgewählt, für einige wird es aber auch nicht reichen - sicher werden dann wieder Tränen der Enttäuschung fließen. Und auch wenn die Auserwählten am Ende doch wieder „andersherum tanzen müssen“, werden alle Mitglieder aus diesem extrem jungen, talentierten Team auch dazu in der Lage sein – ihrer Professionalität, ihrem Trainingsfleiß und der großen Leidenschaft für das Feuerwerk der Turnkunst sei Dank. Schließlich sind sie alle sich ihrer großen Verantwortung für das Gelingen einer faszinierenden Gesamtshow bewusst.


Heike Werner


Das "Feuerwerk der Turnkunst"-Showteam (Foto: TSF GmbH)

Das "Feuerwerk der Turnkunst"-Showteam (Foto: TSF GmbH)