Bärbel Krüger

Ausführliche Fassung des Textes aus dem Magazin BewegtBerlin, Nr. 1 (Januar/Februar 2023)

 


Zur Person

Die 64-jährige Bärbel Krüger ist Übungsleiterin im Bereich Herzsport beim Verein Reinickendorfer Füchse Berlin e.V.

 


Mit der Wende habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht und bin seitdem für mehrere Vereine als Übungsleiterin tätig – für den Kietz für Kids e.V., den SC Tegeler Forst e.V., den Reinickendorfer Füchse Berlin e.V. und den Spok e.V. Seit 2005 bin ich selbständige Trainerin in der Prävention und Rehabilitation, seit 2006 bin ich vorwiegend im Rehasport tätig – im Bereich Orthopädie und Herzsport.


Es erfordert viel Einfühlungsvermögen, die Teilnehmer gerade im Bereich Herzsport zu betreuen, zu führen, zu motivieren oder manchmal aus einem Seelentief zu holen. Eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe, die auch viel Kraft vom Übungsleiter erfordert.


Die Teilnehmer kommen meist mit einer Verordnung zu mir. Entweder direkt aus der Reha oder über den behandelnden Arzt, der eine Empfehlung für Herzsport ausgesprochen hat. Wir bieten diesen in unserem Verein an.


Mit den zukünftigen Teilnehmern bzw. Patienten werden Aufnahmegespräche durchgeführt. Diagnosen, Medikation und Belastbarkeit sind wichtige Kriterien, um sich ein Gesamtbild vom Patienten machen zu können. Anhaltspunkte sind zum Beispiel, ob der Patient Schwindel hat oder wieviel Watt bei der Fahrradergometrie geschafft wurden.


Viele Patienten haben bis dato noch nie Sport betrieben, andere liefen früher Marathon. Das Spektrum ist sehr vielschichtig. Durch den Herzsport soll der Teilnehmer wieder fit für den Alltag werden. Es gibt auch Teilnehmer, denen Mut zugesprochen werden muss, das Leben neu zu gestalten bzw. wieder Fuß zu fassen im Arbeitsalltag. Zum Beispiel mit dem Ziel, selbständig die Treppe zu laufen, die Jacke anzuziehen oder belastbar für alltagsrelevante Bewegungen zu werden.


Jeder kann über eine Verordnung mit der entsprechenden Diagnose am Herzsport teilnehmen. Die Krankenkassen übernehmen einen Zuschuss für 60 Minuten. Dieses Zeitfenster reicht allerdings bei Weitem nicht aus, um den Herzsport allumfassend abzudecken. Neben Ausdauer, Kraft, Koordination und Beweglichkeit ist die Entspannung ein großer Bereich.


Die soziale Komponente darf nicht zu kurz kommen. Bis zur nächsten Übungseinheit hat man sich sooo viel zu erzählen. Viele Teilnehmer sind jahrelang dabei, 10 oder 15 Jahre sind keine Seltenheit. Die Gruppen wachsen zusammen, man tauscht sich aus und freut sich auf das nächste Mal. Für Menschen, die allein zu Hause sind, ist oft die Sportgruppe der einzige Termin in der Woche und lebensnotwendig. Diese Gemeinschaft fördert der Vereinssport.


Eine Verordnung für den Rehasport ist als Anschubfinanzierung und Unterstützung durch die Krankenkasse zu sehen, damit der Teilnehmer dann ganz von selbst mit finanzieller Eigenbeteiligung im Verein weitermacht nach der Beendigung der Verordnung, die meist über 90 Übungseinheiten für 2 Jahre ausgestellt wird.


Wir bieten Gesundheitssport nicht nur für das Herz an, aber mit viel Herz. Mein Motto: „Du musst nicht alles können oder perfekt machen, denn Sport muss Spaß machen.“ Eine Übungseinheit ohne Lachen ist einfach unmöglich. Lachen ist gesund, fördert die Vitalkapazität und trägt zum Wohlbefinden bei.


Eine große Unterstützung durch den BTFB für uns wäre das Thema „Vertretung im Herzsport“, sowohl für Ärzte als auch für Übungsleiter! Es ist dringend notwendig, auf einen vorhandenen Vertreterpool zurückgreifen zu können, um die Arbeit zuverlässig fortzuführen. Es gibt leider nur wenige Möglichkeiten, mal vertreten zu werden. Wer eine Herzsport-Lizenz hat, gibt ja selber Kurse und kann nicht sofort woanders für jemanden einspringen.

 


Foto: Juri Reetz


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