Interview mit Fabian Lenzen

Die Unentbehrlichen wahrnehmen, würdigen und unterstützen

 

Zur Person

Dr.-Ing. Fabian Lenzen, 44, Vizepräsident Finanzen des BTFB, Verein: TSV Rudow 1888 (2. Vorsitzender). Diplomierter Architekt, heutiger Beruf: Bestatter. Er unterrichtet an der Theo-Remmertz-Akademie, dem Bundesausbildungszentrum der Bestatter, hat einen Lehrauftrag an der Uni Regensburg und ist u.a. Vorsitzender der Bestatter-Innung von Berlin und Brandenburg.

Was umfasst das Aufgabengebiet des Vizepräsidenten Finanzen?


Als Vizepräsident Finanzen des BTFB bin ich, einfach formuliert, für alles zuständig, das mit Geld zu tun hat, wie zum Beispiel die Jahresabschlüsse, die Haushaltspläne und die Beantragung von Fördermitteln. Unverzichtbar ist bei diesem Ehrenamt die Unterstützung der Geschäftsstelle unter Leitung von Claudio Preil. Allen voran ist dabei natürlich Andrea Frase zu nennen, die in diesem Arbeitsfeld einen grandiosen Job macht. Dafür möchte ich ihr sehr herzlich danken. Auf der ehrenamtlichen Ebene ist die Arbeit der Kassenprüfer Roland Schubert, Detlef Majewski und Michael Jaeckel von großer Bedeutung.


Wie wichtig ist das Zusammenspiel von Haupt- und Ehrenamt in diesem Kontext?


Das Hauptamt ist gewissermaßen für das Tagesgeschäft zuständig und hat so zum Beispiel alle Buchungen, Rechnungen und Anträge im Blick. Der Umfang, der hier zu leisten ist, wäre allein mit ehrenamtlichen Kräften nicht abbildbar. Dabei habe ich aber insbesondere mit Andrea einen sehr kurzen Draht und komme oft kurz in der Geschäftsstelle vorbei, wenn es etwas zu besprechen, zu prüfen oder zu unterschreiben gibt. Dass ich vom Vorarlberger Damm nur wenige Minuten entfernt wohne, ist dabei sehr praktisch.


Das Thema Backstage trifft ja auf Ihr Fachgebiet in gewisser Weise auch zu: Der Vizepräsident Finanzen, die Kassenwartin des Vereins, die Hauptamtlichen dieses Bereichs stehen selten in der Öffentlichkeit. Andererseits wird jeder Geschäftsführer sagen, dass dies seine wichtigsten Mitarbeiter sind… Wie sehen Sie das, steht diese Ambivalenz vielleicht generell für das Thema Backstage?


Zweifelsfrei werden die Aufgaben eines Kassenwartes in der Öffentlichkeit oft weniger wahrgenommen, als die anderer Vorstandsmitglieder, obwohl ich, wie alle anderen im Präsidium des BTFB auch, im Rahmen der Arbeitsteilung ja auch weitere, gewissermaßen „fachfremde“ eher repräsentative Aufgaben wahrnehme. Für die Schatzmeister in den Mitgliedsvereinen trifft daher das in der Frage beschriebene Phänomen vielleicht noch viel mehr zu. Sie tragen eine große Verantwortung und haben überall da, wo es keine hauptamtlichen Mitarbeiter gibt, auch einen sehr großen Teil der Arbeit zu bewältigen. Wahrgenommen werden sie in Ihrem Amt nur für den kurzen Moment der Präsentation des Kassenberichts auf der Vereinsjahresversammlung oder im noch ungünstigeren Fall, wenn sie Beiträge anmahnen müssen. Ihrer Arbeit in den Vereinen sollte daher unbedingt große Wertschätzung entgegengebracht werden.


Und hat diese Ambivalenz sogar eine gewisse Attraktivität?


Nun, am Ende ist das nicht zuletzt vermutlich ein Stück weit eine Typenfrage. Natürlich gibt es auch Diejenigen, die weniger gern im Mittelpunkt stehen und trotzdem einen Beitrag zum Gemeinwesen leisten wollen. Für ein Mitglied des Präsidialrates eines der größten Fachverbände in der Stadt trifft das nicht wirklich zu, aber ich scheue auch die Öffentlichkeit nicht, sondern habe viel Spaß an der Begegnung, am Netzwerken und auch daran unseren Verband nach außen zu vertreten, da, wo es hilfreich und gewünscht ist.


Auch Backstage-Arbeit geht nicht ohne ein gutes Netzwerk und in unserer Welt mit sehr vielfältigen Anforderungen wird das immer wichtiger. Wie ist das in Ihrem Fachbereich?


Natürlich spielt das auch in Hinblick auf die Finanzen eine Rolle. Das gilt sowohl in den Verband hinein, als auch im Außenverhältnis. Im Binnenverhältnis gilt es dabei zum Beispiel, Finanzthemen mit den Verantwortlichen für die einzelnen Fachgebiete oder mit Vereinsvertretern abzustimmen, nach außen sind Sponsoren, andere Verbände und Fördermittelgeber von besonderer Bedeutung. Auch in diesem Umfeld erfahre ich eine hervorragende Unterstützung von den Hauptamtlichen des BTFB.


Es braucht so vieles, um einen Verein oder Verband auch nur am Laufen zu halten und nicht immer macht das alles Spaß. Wie kann man als Verbands- oder Vereinsführung dafür sorgen, dass diese notwendigen Arbeiten – vielleicht auch mit Freude - erledigt werden, oft ja auch im Ehrenamt?


Gerade in den kleineren Mitgliedsvereinen ist das Ehrenamt auch bei diesen Aufgaben unverzichtbar. Aber auch einige der Großvereine sind, wie etwa mein eigener, der TSV Rudow, nach wie vor ehrenamtlich organisiert. So hat unser Verein bei mehreren tausend Mitgliedern zum Beispiel nur eine Halbtageskraft in der Administration. Ein Teil des Geheimnisses liegt dabei sicher darin, die Arbeit auf viele Schultern zu verteilen, ehrenamtliches Engagement frühzeitig zu fördern und immer wieder neue Mitglieder dafür zu gewinnen, auch die Aufgaben zu übernehmen, die nicht immer nur eine Wonne sind. Im Team von Ehren- und Hauptamtlichen, das gut zusammenarbeitet, macht aber auch das viel Freude. Und jeder, der auch nur eine kleine Aufgabe übernimmt, leistet einen unverzichtbaren Beitrag für das Gelingen des Vereinssportes, wie wir ihn kennen und schätzen.


Da sind wir beim Thema Wertschätzung. Viele der von uns Befragten fühlen sich in ihrer Arbeit bzw. ihrer ehrenamtlichen Backstage-Tätigkeit von ihrem Verein und vom BTFB wertgeschätzt. Das ist erfreulich, muss aber immer wieder erarbeitet werden. Was ist dafür aus deiner Sicht für uns als Verband besonders wichtig?


Sowohl wir als Verband, wie auch jedes Mitglied eines Sportvereins sollte sich immer wieder in Erinnerung rufen, dass ehrenamtliches Engagement keine Selbstverständlichkeit ist. Veränderte Lebenswirklichkeiten, enorme Anforderungen im Beruf, aber auch bereits im Schul- und Studienalltag machen den freiwilligen Dienst zunehmend schwerer. Zugleich entscheiden sich in einer hochindividualisierten Gesellschaft gefühlt immer weniger Menschen dafür, längerfristige Verpflichtungen ehrenamtlich zu übernehmen. Dieses Phänomen ist in allen Lebensbereichen zu beobachten, seien es zum Beispiel die Kirchen, die berufsständischen Organisationen oder eben die Sportvereine. Eine Aufgabe bei der Weiterentwicklung ehrenamtlichen Engagements ist deshalb gewiss die Suche nach Formaten, die sich gut mit diesen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen vereinbaren lassen und die das Ehrenamt attraktiv machen. Als Verband sollten wir zugleich darauf achten, dass wir Ehrenamtliche nicht mit unnötigen Aufgaben überfrachten und da wo Arbeiten nötig ist, vermitteln, warum das so ist. Die eine oder andere Statistik ließe sich dabei wo möglich noch einsparen oder vereinfachen. Ein Stichwort in diesem Zusammenhang ist natürlich auch die Digitalisierung. Allerdings gilt es auch hierbei freiwillige Helfer, die ansonsten vielleicht nicht so viele Berührungspunkte mit der elektronischen Welt haben, in geeigneter Weise mitzunehmen.


Am Ende des Tages ist aber nicht zuletzt auch ein einfaches „Danke“ manchmal wichtiger als jede Strategie.


In Zeiten von Digitalisierung und Social Media ist es üblich, sein ganzes Leben zu teilen, sich über jedes Detail auszulassen und zu sprechen. Bei vielen Backstage-Tätigkeiten ist das eher nicht gefragt, oft geht es um Vertraulichkeit. Sehen Sie darin ein Problem, zum Beispiel für die Nachwuchs-Gewinnung in einigen Fachbereichen?


Nicht jeder ist ja ein Fan davon, sein gesamtes Leben in den sozialen Medien auszubreiten. Ich bin mir auch nicht sicher, ob es für die Follower so sonderlich spannend wäre, zu erfahren, dass jemand gerade einen Jahreskassenbericht erstellt. Die sozialen Medien aber zu nutzen, um den Verein und damit auch die Idee des Ehrenamtes in das Licht der Öffentlichkeit zu rücken und damit auch dort das Interesse daran zu wecken, halte ich für absolut zeitgemäß und wohl auch fast schon unverzichtbar. Der Idee des Sportvereins an sich, so wäre mein Eindruck, wohnt allerdings etwas zutiefst Analoges inne.


Sie arbeiten in einer Branche, in der menschliche Werte eine sehr große Rolle spielen. Sollten wir bei der Nachwuchs-Gewinnung von jungen Menschen jetzt, nach den Pandemie-Erfahrungen, mehr und direkter an grundlegende Werte wie Empathie, Solidarität und Gemeinschaftsdenken appellieren?


Das stimmt wohl, auch mein Beruf hat, trotz der auch hier in einigen Bereichen fortschreitenden Digitalisierung, ebenfalls etwas sehr Analoges. Die Begleitung von trauernden Menschen bedarf doch meist einer sehr persönlichen Aufmerksamkeit und hat gewiss auch etwas mit traditionellen Werten zu tun. Das Thema der Werte, für die natürlich auch gemeinnützige Vereine stehen, in den Lichtkegel der Wahrnehmung zu rücken, ist sicher richtig. Ich glaube auch, dass wir wahrnehmen können, dass dies nach wie vor ein Aspekt am Vereinssport ist, der von einem großen Teil der Menschen sehr geschätzt wird. Ich glaube aber, die Betonung dieses Aspekts sollte nichts Belehrendes oder Mahnendes haben, sondern vielmehr Lust darauf machen, ein Teil dieses Wertesystems zu sein oder zu werden und seinen Beitrag darin zu leisten. Nicht vorrangig, weil es so etwas wie eine gesellschaftliche Verpflichtung dazu gibt, sondern, weil es viel Freude bereiten kann, Ausgleich und Halt bietet und einem klarmacht, dass man ein wichtiger Baustein an etwas Größerem ist, das man durch seinen Einsatz mitgestalten kann.


Für welchen Backstage-Bereich bzw. die dort tätigen Menschen hegen Sie persönlich Bewunderung?

Ich bewundere jeden, der seine Talente einbringt, insbesondere dann, wenn dies ohne die Erwartung einer Gegenleistung, mit einem gewissen Selbstverständnis und einer zuverlässigen Kontinuität geschieht. Wenn solche Kräfte einmal ausfallen, sei es durch Umzug, Krankheit oder Alter, dann fällt oft erst auf, wie sehr sie fehlen. Deshalb ist es wichtig, dass wir gerade auch auf diese Menschen in besonderer Weise Acht geben, ihnen zuhören, wenn es darum geht, wo sie unterstützt werden können und Ihnen dann und wann unsere Bewunderung auch aussprechen, das passiert gerade bei denen, die scheinbar immer da sind, oft viel zu selten.


Bei vielen Ämtern weiß man gar nicht, was inhaltlich alles dazugehört. Was denken Sie, welchen Bereich sollte man im Magazin mal ausführlicher vorstellen?


Gute Frage, wurde eigentlich die Backstage-Arbeit am Magazin schon einmal vorgestellt?


Nein … Aber danke für den Hinweis, wir denken drüber nach.

 


Das Interview führte Sonja Schmeißer.


Foto: Juri Reetz


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